Was tun bei Durchfall beim Hund?

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Bei vielen Tierhaltern läuten sofort die Alarmglocken, wenn der Kot des Hundes nicht die gewünschte Konsistenz aufweist, sondern etwas flüssiger oder breiartig ausfällt, denn Durchfall gilt im Allgemeinen als bedenklich. Das ist auch korrekt, denn Durchfall kann auch ein Symptom für eine Erkrankung sein oder ist Resultat der Aufnahme verdorbener Futtermittel. Der Körper versucht sich auf diesem Wege von z. B. Krankheitserregern zu befreien und scheidet sie daher schnellstmöglich aus. Aber nicht jeder ungeformte und breiartige Kot ist sofort Durchfall.

Wann spricht man von Durchfall?

Von Durchfall spricht man erst, wenn das Tier mehrfach am Tag flüssigen bis wässrigen Kot absetzt (hier geht´s zur Stuhlformenskala). Wenn das Häufchen also ab und zu und auch nicht wiederholt am Tag lediglich breiartig ist, liegt noch kein Durchfall vor. Auch wenn der erste Teil vom Kot fest und der Rest breiartig ist, spricht man nicht von Durchfall.

Die Konsistenz hängt nicht nur davon ab, ob ein Tier krank oder gesund ist, sondern schlichtweg auch davon, was das Tier gefressen hat. Bei BARF neigen einige Innereien wie z. B. Leber dazu, eher weichen Kot zu erzeugen, auch ein sehr hoher Fettanteil oder viel Öl im Futter kann dazu führen. In einem solchen Fall sollte man die Komponenten etwas besser auf eine Woche verteilen und nicht so viel davon auf einmal geben. Auch bindegewebshaltige Komponenten wie z. B. Hoden sowie getrocknete Schweineohren oder Milchprodukte können weichen Kot verursachen. Eine Veränderung der Kotkonsistenz in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme ist also erst einmal vollkommen natürlich.

Setzt ein Tier allerdings dauerhaft und ausschließlich Kot ungeformten Kot ab, so sollte die Ursache dennoch abgeklärt werden.

Was tun bei akutem Durchfall?

Auch wenn ein Tier unter Durchfall leidet, ist es nicht immer notwendig, einen Tierarzt aufzusuchen. Liegt ein akuter Durchfall (1–3 Tage Dauer) vor, z. B. weil das Tier den Mülleimer geplündert und etwas Verdorbenes gefressen hat UND das Allgemeinbefinden des Tieres ist ansonsten gut (!), so kann der Halter dem Tier mit einigen Maßnahmen selbst helfen.

Gründe für akuten, eher harmlosen Durchfall können nach der Aufnahme folgender Futtermittel auftreten:

  • verdorbene Nahrung
  • ungeeignete Nahrung (z. B. größere Mengen Milch)
  • bakteriell kontaminiertes Futter
  • verschimmeltes Futter

Es gibt allerdings auch Gründe für akuten Durchfall, die gefährlich sind. Zeigt das Tier akuten Durchfall mit verschlechtertem Allgemeinbefinden, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Das gilt insbesondere für Welpen. Tritt gleichzeitig zum Durchfall eines der folgenden Symptome auf, ist Gefahr in Verzug:

  • blutiger Durchfall
  • Fieber
  • Erbrechen
  • Dehydration (Schleimhäute trocken, eine aufgezogene Hautfalte bleibt in ihrer Position)
  • Schmerzen (Gebetsstellung, Hecheln)
  • Verdacht auf Vergiftung

Durchfall bei Aufregung

Ein weiterer Faktor, der eine Rolle spielt, ist der Gemütszustand des Tieres. Ist ein Hund sehr gestresst, weil er zum Beispiel Angst vor einem Gewitter oder dauerhaft Stress hat, so kann es auch zu einer plötzlichen Darmentleerung mit weichem bis flüssigem Kot kommen. Der gesamte Körper befindet sich dann in Alarmbereitschaft und es kann daher zu einer plötzlichen Darmentleerung kommen. Hier sollte mittels geeignetem Training unterstützt und Stress reduziert werden, statt den Durchfall nur symptomatisch zu behandeln.

Fasten

Tritt akuter, harmloser Durchfall auf, der nicht auf Stress zurückzuführen ist, wird der Hund zunächst 24 h gefastet (Ausnahme: Welpen, chronisch kranke Tiere – übrigens auch Katzen). Durch diese Maßnahme kann die Darmschleimhaut sich etwas erholen und der eigentliche Sinn des Durchfalls, nämlich den Verdauungstrakt zu reinigen, wird besser erfüllt. Außerdem wird so etwaigen Krankheitserregern die Nahrungsgrundlage entzogen. Das Fasten bezieht sich natürlich nur auf die Nahrung, Wasser wird weiterhin angeboten. Das Tier sollte sogar zusätzliche Flüssigkeit aufnehmen.

Flüssigkeitszufuhr

Bei Durchfall geht über den Kot nicht nur jede Menge Flüssigkeit verloren, die der Körper nicht nutzen kann, es fehlen auch Elektrolyte, denn diese werden normalerweise im Dickdarm resorbiert. Der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust muss daher ausgeglichen werden. Aus diesem Grund sollte das Tier zum Trinken angeregt werden. Neben frischem Wasser können dabei z. B. selbstgekochte, aber fettarme Brühen mit etwas Salz und Traubenzucker angeboten werden. Auch Elektrolytlösungen aus der Apotheke können gegeben werden.

Heilpflanzen gegen akuten Durchfall

Begleitend können Heilpflanzen eingesetzt werden, die Gerbstoffe oder Oligosaccharide  enthalten. Diese sorgen dafür, sodass Bakterien nicht mehr an der Darmschleimhaut Anhaften können.

Heidelbeeren

Mit frischen, aufgekochten Heidelbeeren werden Gerbstoffe zugeführt. Dazu werden 10–20 g Heidelbeeren etwa 10 Minuten lang in 250 ml Wasser gekocht und der entstehende Sud wird abgekühlt dem Tier verabreicht. Es werden etwa 25 ml pro 5 kg Körpergewicht eingesetzt.

Morosche Möhrensuppe

Ernst Moro, ein Professor für Kinderheilkunde entwickelte die nach ihm benannte Moro‘sche Möhrensuppe, mit der er die Sterberate bei Durchfallerkrankungen von Kindern senkte. Die Wirkungsweise der Suppe basiert darauf, dass die darin enthaltenen Oligosaccharide Rezeptoren auf der Darmschleimhaut blockieren, sodass dort keine pathogenen Keime mehr anhaften können.

Rezept Moro’sche Möhrensuppe

500 g Karotten schälen, kleinschneiden und mindestens eine Stunde lang in 1 l Wasser mit 3 g Salz kochen. Nach der Kochzeit wird die Masse püriert und mit etwas Wasser wieder zu 1 l aufgefüllt.

 Moro Suppe bei Durchfall
Die Suppe wird nach dem 24-stündigen Fasten mehrfach am Tag in kleinen Portionen verabreicht. Am Folgetag kann meist schon begonnen werden, wieder Schonkost anzubieten, die weiterhin mit der Suppe vermengt wird. Die Suppe wird anschließend über mehrere Tage ausgeschlichen.

Resorbierende und aufsaugende Stoffe bei Durchfall

Bei unkomplizierten akuten Durchfällen können resorbierende und aufsaugende Stoffe eingesetzt werden. Die binden schädliche Stoffe im Darmtrakt wie z. B. Bakterientoxine, Giftstoffe oder auch lokal reizende Stoffe.

Aktivkohle

Aktivkohle, meist in Form von Kohletabletten, kann universell eingesetzt werden, um exogene Toxine oder Bakterientoxine zu binden. Man würde etwa 20–120 mg pro kg Körpergewicht verabreichen. Dabei wird die Aktivkohle entweder mit etwas Brühe zu einer Art Brei verrührt und verfüttert (ggf. mit einer Spritze ins Maul geben) oder in Tablettenform gegeben.Huminsäuren bei Durchfall

Huminsäuren

Huminsäuren, z. B. Sobamin oder Dysticum, bilden schützenden Film über der Darmschleimhaut, binden Bakterientoxine und auch Schwermetalle im Darm und verhindern so das Eindringen in die Darmwand. Sie weisen insgesamt eine antibakterielle Wirkung auf und stimulieren das Immunsystem. Von den Huminsäuren setzt man ca. 0,5–1 g pro kg Körpergewicht ein.

Flohsamenschalen

Flohsamenschalen enthalten hauptsächlich unlösliche, also wenig fermentierbare Faserstoffe. Damit sind sie nicht nur in der Lage, Toxine zu binden, sondern können auch die Darmmotalität regulieren. Man kann sie vor allem bei Dickdarmdurchfall einsetzen, um den Kot zu festigen. Dickdarmdurchfall ist dadurch gekennzeichnet, dass der Kot nicht vollkommen wässrig ist, sondern eher gallertartig und oft auch schleimig. Von den Flohsamenschalen setzt man ½ TL pro 10 kg Gewicht ein, maximal 0,25 g pro kg Körpergewicht. Die Flohsamenschalen sollten eingeweicht gegeben werden.

Schonkost bei Durchfall

Nachdem das Tier 24 Stunden gefastet hat, kann für gewöhnlich begonnen werden, z. B. mit der Moro-Suppe wieder Nahrung zuzuführen. Im Anschluss wird eine Schonkost verabreicht, die möglichst fettarm sein sollte. Auch Knochen und schwer verdauliche Proteinquellen wie Pansen oder gar Trockenkauartikel sollte gemieden werden. Meist eignet sich gekochte Hühnerbrust (oder anderes gekochtes mageres Fleisch), welches mit gekochten Karotten, Kürbis oder direkt der Moro-Suppe verabreicht wird. Häufig wird auch gekochter Reis empfohlen, aber hat eine entwässernde Wirkung, sodass er bei Durchfall nicht empfehlenswert ist. Auch gekochte Kartoffeln sind ungünstig, da sie, wenn sie nicht sofort nach dem Kochen verfüttert werden, resistente Stärke bilden, welche im Dickdarm von Bakterien fermentiert werden muss. Die Schonkost aus gekochtem Fleisch und Karotten oder Kürbis (Verhältnis 80 % Fleisch, 20 % Gemüse) kann noch einige Tage verabreicht werden, im Anschluss wird zur normalen Nahrung übergegangen.

Was tun bei chronischem Durchfall?

Hält der Durchfall länger als 1–3 Tage an oder liegt gar chronischer oder intermittierender (kommt und geht) Durchfall vor, so sollte dies abgeklärt werden. Durchfall ist nie eine eigenständige Erkrankung, sondern immer nur ein Symptom. Ursache könnten beispielsweise die z. B. folgenden Erkrankungen sein:

  • Futtermittelallergie
  • Dysbiose (Darmflorafehlbesiedelung) z. B. durch Salmonellen oder vermehrte Clostridien im Dickdarm
  • Parasiten wie z. B. Giardien
  • Bauchspeicheldrüseninsuffizienz
  • Niereninsuffizienz
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Lebererkrankungen

Auch Nebenwirkungen von Medikamenten z. B. Antibiotika, Antiparasitika, Cortison können länger anhaltenden Durchfall verursachen.

Hier sollte das Tier einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker vorgestellt werden. Mittels parasitologischen und mikrobiologischen Kotuntersuchungen und entsprechenden Blutwerten oder ggf. einer Ausschlussdiät muss nach der Ursache für den Durchfall gesucht und diese behandelt werden.

Das BARF Buch

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