Giardien beim Hund: Wie werde ich sie los?

iardien behandeln beim Hund

Giardien sind winzige Einzeller (Giardia duodenalis), die im Darm eines Wirtes z. B. bei Hunden, Katzen, Rindern oder Menschen leben und sich dort vermehren können. Eine Infektion mit diesen Parasiten wird Giardiose genannt. Die Übertragung erfolgt über die orale Aufnahme der infektiösen Stadien (Zysten), etwa, wenn Hunde in Berührung mit dem Kot betroffener Vierbeiner kommen oder kontaminiertes Wasser, zum Beispiel aus Pfützen, aufnehmen. Da hundetypisches Verhalten regelmäßig Kontakt zu diesen Infektionsquellen nach sich zieht, sind Giardien bei Hunden entsprechend häufige Mitbewohner: Einer Untersuchung zufolge, wurden in Deutschland in 16,6 % der an ein Untersuchungslabor eingesandten Kotproben Giardien nachgewiesen, bei Tierheimhunden waren sogar 58,8 % der Proben positiv getestet worden[1].

Symptome, Diagnose & Immunität

Betroffen sind vor allem Tiere im Wachstum und Hunde in landwirtschaftlichen Betrieben oder Tiere, die in Zwingeranlagen untergebracht sind. Giardien kommen bei Hunden insgesamt häufig vor, allerdings meist unbemerkt, denn eine Infektion verläuft oft symptomlos. Nur bei jungen Tieren oder sehr starkem Befall kann es zu heftigen Durchfällen, Erbrechen, Schleim- oder sogar Blutbeimengungen im Kot kommen. Auch lediglich weicher Kot ist möglich. Die Symptome müssen nicht ständig auftreten, sie können sich auch intermittierend zeigen, also kommen und gehen.

Da derartige Symptome auch bei anderen Darmerkrankungen vorkommen, ist es wichtig, eine Infektion möglichst zweifelsfrei zu bestätigen. Dafür gibt spezielle Kotproben-Antigen-Tests, die eine hohe Zuverlässigkeit aufweisen (bei der Uni Gießen kann man so einen Test für 15,50 Euro selbst beauftragen). Eine mikroskopische Betrachtung mit Anreicherungsverfahren wie sie häufig in Tierarztpraxen angeboten werden, ist hingegen eher unzuverlässig[2]. Man sollte hier darauf bestehen, dass ein Kopro-Antigen-Test durchgeführt wird. Dieser sollte im Übrigen nach der Behandlung nochmals wiederholt werden, um zu überprüfen, ob die Giardien wirklich eliminiert wurden.

Eine Infektion führt zu einer Teilimmunität, was bei einer Neuinfektion zu milderem Krankheitsverlauf oder sogar einer vollständigen Eliminierung des Erregers führen kann. Das erklärt auch das häufigere Vorkommen der Erkrankung bei Welpen und jungen oder immunschwachen Tieren. Denn in diesen Fällen ist die Immunität noch nicht aufgebaut oder eingeschränkt. Bei erwachsenen, gesunden Tieren hingegen ist oft ein symptomloser Verlauf zu beobachten, weil entsprechende Immuneffekte die Parasiten beeinträchtigen oder gar abtöten.

Behandlung von Giardien

Eine medikamentöse bzw. schulmedizinische Behandlung ist in den meisten Fällen wenig vielversprechend, weil es häufig zu Reinfektionen kommt. Daher werden diese Behandlungen meist mehrfach wiederholt. Dabei wird Fenbendazol (z. B. Panacur) und / oder Metronidazol  eingesetzt. Letzteres ist ein Antibiotikum, welches eine Dysbiose (Verschiebung der Darmflora – hier Infos zum Darmflora-Check) nach sich ziehen kann[3]. Diese schwächt das Immunsystem, sodass der Körper sich noch weniger gegen die Giardien zur Wehr setzen kann. Anekdotische Berichte wiesen darauf hin, dass der häufige Einsatz von Metronidazol sich negativ auf die Bauchspeicheldrüse auswirken kann. Studien aus dem Humanbereich weisen ebenfalls darauf hin, dass eine Behandlung eine Pankreatitis auslösen kann[4].

Das alternative Vorgehen zur Giardienbehandlung sieht hier demnach einen anderen Ansatzpunkt vor. Es ist notwendig, das Problem von mehreren Seiten anzugehen:

  1. Aufbau des Mikrobioms
  2. Unterstützung durch Kräuter
  3. Ernährung
  4. Hygiene

Mikrobiom unterstützen

Darmflora aufbauen bei Giardien
Eine Giardien-Infektion bei Hunden ist mit signifikanten Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms (= Darmflora) verbunden[5], dies wurde auch schon bei Mäusen nachgewiesen[6]. Daher erscheint es sinnvoll, das Mikrobiom zu unterstützen. Dazu gibt es auch erste Studien. Mäuse zeigten nach der Verabreichung von einem probiotischen Bakterium namens Enterococcus faecium eine verstärkte Immunreaktion gegen Giardien[7]. In ähnlicher Weise reduzierte die Behandlung von Wüstenrennmäusen mit der probiotischen Arzneihefe Saccharomyces boulardii vor einer Giardien-Infektion die Symptomatik und die Parasitenlast[8]. Unabhängig davon haben probiotische Bakterienkulturen und präbiotische Fasern ganz allgemein positive Auswirkungen auf das Immunsystem und können helfen, die generellen Giardien-Entzündungsanzeichen zu reduzieren.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, das Mikrobiom durch Synbiotika (Kombination aus probiotischen Bakterien und präbiotischen Faserstoffen) zu unterschützen. Hierfür eignen sich vor allem einige Humanprodukte, weil

  • diese in der Regel keine fragwürdigen Inhaltsstoffe wie etwa Calciumcarbonat, Sonnenblumenöl oder Maisstärke enthalten,
  • zudem über eine höhere Anzahl von Bakterienstämmen verfügen, was gemäß des Multi-Spezies-Ansatzes sinnvoller ist (für Veterinärprodukte sind aktuell leider nur 2 Stämme zugelassen) und
  • höher dosiert sind, also mehr koloniebildende Einheiten, kBE, enthalten. Es sollten mindestens 4 Milliarden (4 x 109) kBE pro Gabe sein. Beispiele dafür sind DHN Probio immun oder BactoFlor 10/20.

Ein Synbiotikum sollte bei einer Giardiose lange, also über etwa 12 Wochen verabreicht werden. Im Übrigen ist ein solches Supplement auch bei einer schulmedzinischen Behandlung sinnvoll, denn eine Antibiose mit Metronidazol kann das Mikrobiom nachhaltig schädigen und auch für die eingesetzten Wurmmittel zeichnet sich ein solcher Einfluss ab. Milchprodukte (z. B. Buttermilch oder Feta) ersetzen im Übrigen ein solches Synbiotikum nicht ansatzweise. Solche Milchprodukte sind in der Regel aus pasteurisierter Milch hergestellt. Selbst bei Rohmilchprodukten ist der Gehalt aber zu niedrig.

Kräuter einsetzen

Für verschiedene Kräuter ist eine antiparasitäre Wirkung nachgewiesen. Speziell für die Pflanzen, die Berberine enthalten wie z. B. Wurzelrinde von Berberitzen (Berberis vulgaris) oder Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis) ist eine Wirkung gegen Giardien belegt.[9] Wird eine schulmedizinische Behandlung mit Metronidazol angestrebt, so kann auch Mariendistel-Extrakt (Silymarin) flankierend eingesetzt werden, da es die negativen Effekte der Antibiose zu reduzieren und die Wirkung zu verbessern scheint [10].

Kräuter gegen Giardien
Eine gute Unterstützung bei einer Giardieninfektion können die von Prof.  Dr. Heiner Frühauf entwickelten Thunder Pearls sein – dabei handelt es sich eine im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin modifizierte Kräuterrezeptur. Eine Besserung der Symptomatik ist nach 2 – 4 Wochen zu erwarten.

Dosierung der Thunder Pearls[11]

  • kleine Hunde: 2-mal täglich 1 Kapsel oder 2-mal täglich 1 – 2 Tabletten
  • mittlere Hunde: 2-mal täglich 1 – 2 Kapseln oder 2-mal täglich 3 Tabletten
  • große Hunde: 2-mal täglich 2 Kapseln oder 2-mal täglich 4 – 6 Tabletten

Teilweise werden die Thunder Pearls auch als Granulat angeboten: 3 Tabletten entsprechen ca. 1 g Granulat.

Eine weitere Methode zur Unterstützung ist das Giardien-Protokoll von Swanie Simon, welches eine Kombination von Synbiotika, MSM (Methylsulfonylmethan) und kolloidalem Silber vorsieht. Swanie empfiehlt außerdem, bei einem stark angegriffenen Darm (zu erkennen an starker Schleimausscheidung und/oder blutigem Kot) eine Mischung aus 2 Teilen Slippery Elm und je 1 Teil Eibischwurzel, Großer Klette und Mädesüß einzusetzen. Daraus wird ein Brei mit kaltem Wasser angerührt, der zwischen den Mahlzeiten verabreicht wird.

Ernährung anpassen

Die Anpassung des Futters ist eine weitere Möglichkeit, das Tier zu unterstützen. Häufig wird im Rahmen der Giardienbehandlung ein kohlenhydratarmes Futter empfohlen. Es gibt keine Studien, die dies zweifelsfrei belegen, allerdings haben Hunde keinen Kohlenhydratbedarf, weshalb es nicht schaden kann, das Tier dennoch kohlenhydratarm zu ernähren. Trockenfutter eignen sich dafür nicht, da sie für gewöhnlich 35– 55 % Kohlenhydrate enthalten, aber es gibt einige Nassfutter, die kohlenhydratarm sind und auch BARF erfüllt natürlich diese Kriterien. Übrigens kann auch rohes Fleisch mit Giardien kontaminiert sein. Um diesen Infektionsweg auszuschließen, sollte das Fleisch mindestes eine Woche lang bei mindestens -4°C eingefroren werden. Dies tötet die Giardien sicher ab.

Ist der Darm stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass heftige Symptome auftreten, sollte das Futter auf jeden Fall angepasst werden. Es sollte alles gemieden werden, was schwerverdaulich ist, also bindegewebsreiche Komponenten wie z. B. Pansen, Trockenkauartikel wie etwa Schweineohren oder Ochsenziemer und auch Knochen sollten vorübergehend nicht gefüttert werden. Außerdem sollte dann auch der Fettgehalt nicht zu hoch sein. Es kann auch Sinn machen, das Futter eine Zeit lang zu kochen, also eher eine Art Schonkost aus gekochtem Fleisch und Obst sowie Gemüse (nach Verträglichkeit z. B. Apfel, Heidelbeeren, Karotten, Chicorée – diese Sorten enthalten viele präbiotische Fasern) zu füttern. Reis, Kartoffeln oder andere starke Kohlenhydratquellen sollten dabei natürlich gemieden werden.

Die häufig bei Durchfallerkrankungen eingesetzte Moro‘sche Möhrensuppe ist übrigens nicht geeignet, um Giardien zu bekämpfen. Die Suppe eignet sich eher im Rahmen der Behandlung bakteriell verursachter Durchfälle. Allerdings kann es im Rahmen einer Giardiose aufgrund des geschädigten Mikrobioms sowie der Darmschleimhaut auch zu einer Sekundärinfektion kommen – krankmachenden Bakterien wird der Weg geebnet, sodass sie sich leichter vermehren können. In solchen Fällen ist die Suppe durchaus sinnvolll.

Hygiene

Prophylaxe-Maßnahmen wie das Entfernen von Kot sind sehr wichtig, um die Verbreitung der Giardien und Reinfektionen zu vermeiden. In diesem Zusammenhang sollten auch alle Oberflächen in der Wohnung gereinigt werden, die mit Kot in Berührung gekommen sind. Giardien sind recht hartnäckig, aber sie lassen sich mit Hilfe eines Dampfreinigers oder auch durch Einfrieren abtöten. Es gibt nur wenige Desinfektionsmittel, die sich im Einsatz gegen Giardien eignen. Diese sind auch eher für Zwingeranlagen als für Wohnungen gedacht. Bei langhaarigen Tieren sollte man vorübergehend das Fell im Bereich des Anus und der Hinterbeine kürzen oder nach jedem Kotabsatz shampoonieren, damit keine infektiösen Zysten im Fell hängen bleiben können und dann ihren Weg auf´s Sofa finden.

Können sich Menschen anstecken?

Bei einer Giardiose handelt es sich übrigens um eine zoonotische Erkrankung. Darunter versteht man Krankheiten, die von Tiere auf Menschen übertragen werden können. Im Falle von Giardien ist das Risiko einer Übertragung von Hunden auf Menschen allerdings laut ESCCAP Deutschland e. V. gering, da die meisten Genotypen der Erreger, die bei diesen Tieren vorkommen, für Menschen keine zoonotische Bedeutung haben, ergo: für Menschen ungefährlich sind. Zwar können sich Menschen durchaus infizieren, das Risiko ist aber gering. Ansteckungen beim Menschen erfolgen über die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel (hier spielt die Düngung mit Gülle eine große Rolle) oder Trinkwasser (vor allem bei Besuchen in den Tropen oder anderen warmen Ländern) bzw. über eine Schmutz- und Schmierinfektion, also als Ergebnis mangelnder Hygiene. Der Verlauf der Erkrankung ist auch bei Zweibeinern meist symptomlos, allerdings können bei Kindern oder immungeschwächten Menschen Durchfälle, Fettstühle oder Erbrechen auftreten. Der beste Schutz vor einer Infektion stellt auch beim Menschen die Einhaltung der üblichen Hygienemaßnahmen dar: effiziente Handhygiene, Toilettenhygiene, Küchen- und Trinkwasserhygiene sowie Vermeidung kontaminierter Lebensmittel. Ein starkes Immunsystem kann freilich auch nicht schaden, weder beim Zwei-, noch beim Vierbeiner.

Das BARF Buch

Quellen
[1] Vrhovec, M. G. (2013): Retrospektive Analyse der parasitologischen Untersuchungsergebnisseeines privaten Untersuchungslabors: Intestinale, respiratorische und vektorübertragene Parasitosen bei Hunden und Katzen in Deutschland (2004 – 2006)
[2] Cirak, V. Y., Bauer, C. (2004): Comparison of conventional coproscopical methods and commercial coproantigen ELISA kits for the detection of Giardia and Cryptosporidium infections in dogs and cats
[3] Pilla, R. et al. (2020): Effects of metronidazole on the fecal microbiome and metabolome in healthy dogs
[4] Sura, M. E. et al. (2000): Metronidazole-associated pancreatitis
[5] Berry, A. S. F. et al. (2020): Natural Infection with Giardia Is Associated with Altered Community Structure of the Human and Canine Gut Microbiome
[6] Barash, N. R. et al. (2017): Giardia Alters Commensal Microbial Diversity throughout the Murine Gut
[7] Benyacoub, J. et al. (2005): Enterococcus faecium SF68 enhances the immune response to Giardia intestinalis in mice
[8]Ribeiro, M. R. S. et al. (2018): Effect of probiotic Saccharomyces boulardii in experimental giardiasis
[9] Allebawi F. I. M. et al. (2019): EFFECT OF BERBERINE ON GIARDIASIS
[10] Chon SK, Kim NS. (2005)_ Evaluation of silymarin in the treatment on asymptomatic Giardia infections in dogs
[11] Noack, K. Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 2020; 34(01): 17 – 20

2 Idee über “Giardien beim Hund: Wie werde ich sie los?

  1. Carolin Jürgensmeier sagt:

    Hallo 👋🏻.
    Ich habe eine Frage und zwar wie dosiert man Bacto Flor 10/20 wenn ich mich an das Protokoll von Swanie Simon halte. Denn da soll ja zu jeder Mahlzeit Bactoflor verabreicht werden. Ist das dann nicht zuviel für einen 27 kg Hund oder ist das kein Problem.
    Dann noch am Rande. Ein wirklich toller Blog danke dafür. Liebe Grüße Carolin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert