Die Gretchen-Frage beim Hundefutter: Nun sag, wie hältst Du´s mit dem Getreide?

Hund Getreide im Futter

Eine Zutat, die recht häufig in kommerziellem Hundefutter vorkommt, hat in den letzten Jahren deutlich an Popularität verloren: Getreide. Die Nachfrage nach getreidefreien Sorten steigt und so tauchen vermehrt Produkte mit Kartoffeln oder anderen Stärkequellen.

Was ist davon zu halten? Treibt man da nicht den Teufel mit dem Beelzebub aus? Und warum lehnen viele Hundehalter, vor allem Barfer, solche Futterkomponenten ab? Erwächst diese Überlegung aus rein ideologischen Motiven – wie man bei einer Gretchen-Frage durchaus vermuten könnte? Wird zu viel Drama um das Thema gemacht, oder ist es schlichtweg sinnvoll, einen Hund lowcarb zu ernähren? Ist Getreide gesund oder schädlich für Hunde?

Zunächst einmal ist es zweckmäßig, des Pudels Kern zu erkennen, wenn es um den Einsatz von Getreide & Co. und deren Sinnhaftigkeit als großer Bestandteil von Hundefutter geht. Brechen wir es herunter auf einen Nenner, nämlich auf Kohlenhydrate. Es soll bei dieser Betrachtung also gar nicht nur um Getreide gehen, sondern auch um andere Stärkelieferanten wie z. B. Pseudo-Getreide (Amaranth etc.), Kartoffeln, Erbsen oder Maniok, die vermehrt im Hundefutter zu finden sind.

All diese Dinge haben eins gemeinsam: Sie sind stark kohlenhydrathaltig.

Der Mensch, der Hund und die Kohlenhydrate

Aus einer Studie ging unlängst hervor, dass Hunde im Vergleich zu Wölfen mehr Gene besitzen würden, die mit der Stärkeverdauung in Verbindung stehen, was im Übrigen laut dieser Untersuchung ein bedeutender Schritt in der frühen Domestikation des Hundes gewesen sei. Die Fähigkeit zur Kohlenhydratverwertung habe die Domestikation also überhaupt erst ermöglicht.[1] Interessant, nicht wahr?

Diese Studie soll hier nicht im Detail analysiert werden, interessant ist jedoch die Tatsache, dass die Domestikation des Hundes wohl vor 40.000 Jahren an verschiedenen Orten der Erde unabhängig voneinander begann[2]. Vor rund 10.000 Jahren war der Hund bereits weltweit verbreitet und in verschiedenen Größen und möglicherweise auch Farben und Formen vorhanden.[3]

Ich bin kein Historiker, aber ein Blick in die Geschichtsbücher lässt doch Fragen an den Schlüssen der Studie aufkommen. Die Fakten: Die so genannte neolithische Revolution, also der Wandel der Lebensweise des Menschen weg von Dasein als Jäger und Sammler hin zur Sesshaftigkeit fand etwa vor 12.000 Jahren statt (Hunde waren da schon bereits seit mind. 20.000 Jahren domestiziert). Anfangs wurde noch Feldgraswirtschaft betrieben und erst ab dem Mittelalter, also etwa 800 n. Chr. entwickelte sich die Dreifelderwirtschaft, so dass die Ertragsraten langsam stiegen. Etwa im 18. Jahrhundert kam es zu einer Ausweitung des Ackerbaus und neben Getreide wurden nun auch Kartoffeln und Mais angebaut.[4] Bis zur Industrialisierung war der Anbau von Kulturpflanzen eine echte Knochenarbeit, die zudem vergleichsweise wenig ertragreich war. Jeder, der mal ein Landwirtschaftsmuseum betreten hat, kann sich das nur zu gut vorstellen. Erst seit der Mensch Hilfe durch Pferde bekam (Domestikation übrigens erst ab 3.000 v. Chr.) wurde es etwas einfacher, Feldfrüchte zu ernten. Aber erst seitdem der Mensch durch die Industrialisierung maschinelle Unterstützung bekam, boomte der Ackerbau wirklich.

Was ist auffällig dabei? Die Domestikation des Hundes soll durch seine Anpassung an die Kohlenhydratverwertung ermöglicht worden sein, der Ackerbau und damit der Zugang zu den großen Kohlenhydratlieferanten begann aber erst einige tausend Jahre später. Wie kann das sein? Das ergibt keinen Sinn. Die Anpassung (sofern es denn wirklich eine gab) muss also nach der Domestikation stattgefunden haben. Und soll es dann wirklich so gewesen sein, dass Menschen gleich zu Beginn des Ackerbaus die hart erarbeiteten Früchte ihren Hunden gaben? Wohl kaum! Woher also nahmen die frühzeitlichen Hunde die Kohlenhydrate, an die sie sich so gut angepasst haben sollen? Aus Beeren und Wurzeln (Kohlenhydratanteil unter 5 %)? Aus säuerlich-bitteren Wildäpfeln? Wenn der Mensch damals schon keinen Zugang zu großen Kohlenhydratmengen hatte, woher sollen die Hunde ihn gehabt haben, um sich daran zu gewöhnen…?

Hunde haben keinen Kohlenhydratbedarf!

Ich vermag diese Frage nicht zu beantworten, aber eins ist heute noch Fakt: Hunde haben keinen Kohlenhydratbedarf.[5] Gar keinen! Nein, auch nicht um konzentriert zu sein und ein angemessenes Verhalten zu zeigen. Sie haben zwar einen metabolischen Glukosebedarf, aber benötigen dafür keine Kohlenhydrate in ihrer Nahrung, auch wenn sie sie durchaus verwerten können. Und nur, weil man etwas verwerten kann, heißt es noch lange nicht, dass es sinnvoll ist, sich damit vollzustopfen. Menschen können schließlich auch Rohrzucker (oder viele auch Alkohol) verwerten, dennoch käme niemand, der an gesunder Ernährung interessiert ist, auf die Idee, die Nahrung zu 50 % aus diesen Zutaten zu gestalten.

Riesige Mengen an Kohlenhydraten sind schlichtweg unnatürlich. Sie kommen in der Natur nicht vor. Die großen Kohlenhydratlieferanten (Getreide, Getreide im HundefutterKartoffeln, süße Früchte etc.) sind alle samt Kulturpflanzen – eine Erfindung des Menschen und zwar eine ziemlich neue wie die Geschichte zeigt. Die Langzeitwirkungen auf eine solche Fütterung wurden an Hunden nie durch Vergleichsstudien geprüft. Es ist also vollkommen unklar, ob die kohlenhydratreiche Nahrung sich auf die Lebenserwartung und -qualität der Hunde positiv auswirken kann. Beim Menschen hat sie jedenfalls nicht dazu geführt, denn mit dem Übergang ins neolithische Zeitalter entwickelte sich unser Höhenwachstum rückläufig, die Kindersterblichkeit nahm zu und Infektionskrankheiten, Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Zähne häuften sich.[6] Inwieweit das auch auf Hunde zutrifft, wurde nicht untersucht, Fakt ist aber, dass heute auch Hunde vermehrt an s. g. Zivilisationskrankheiten leiden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die getreidebasierte Ernährung der letzten Jahrzehnte dazu geführt hat.

Das ist der Grund, warum Barfer große Mengen an Getreide (und auch Kartoffeln, Maniok etc.) in der Regel ablehnen. Nicht, weil der Hund diese Nahrungsmittel nicht verdauen kann, sondern weil die Idee hinter BARF ist, möglichst naturnah zu füttern und massenhaft Kohlenhydrate eben unnatürlich sind. Man barft einfach nicht, wenn sich große Mengen an Getreide oder Kartoffeln in der Ration befinden, weil das den Konzeptregeln von BARF (Orientierung der Ernährung am Beutetier) widerspricht.

Also erfolgt die Ablehnung doch aus ideologischen Motiven, BARF ist also doch eine Religion? Nein, denn es gibt natürlich Fakten, die die Sinnhaftigkeit des Lowcarb-Konzeptes untermauern.

Nachteile und Vorteile der Kohlenhydratfütterung

Es gibt einige Punkte, die gegen einen hohen Kohlenhydratanteil in der Hundenahrung sprechen, wie z. B. dass Kohlenhydratlieferanten

  • nährstoffarm sind und durch starken Einsatz nährstoffreiche Futterkomponenten (z. B. Innereien) aus der Ration verdrängen, sodass Nährstoffmängel entstehen können,
  • die Entwicklung von Zahnstein begünstigen,[7]
  • die Gefahr für Magendrehungen erhöhen,[8]
  • die schwer verdauliche Kohlenhydrate liefern (z. B. erkaltete Kartoffelstärke, Maniok-Stärke, Stärke aus Bananen), die Eiweißverdauung teilweise vom Dünndarm in den Dickdarm verschieben, was zur erhöhten Ausschüttung von zelltoxischem Ammoniak führt,[9]
  • immer auch mit minderwertigen Protein (ungünstige Aminosäurenzusammensetzung) einhergehen,
  • den Rohfasergehalt der Ration erhöhten, sodass die Verdaulichkeit des Futters insgesamt sinkt,[10]
  • von Welpen bis zu einem Alter von 4 Monaten aufgrund fehlender Enzymausstattung in der Bauchspeicheldrüse nicht gut verwertet werden können,[11]
  • von vielen Hunden aufgrund allergischer Reaktionen nicht vertragen werden,
  • einigen Endoparasiten (z. B. Giardien) als Nahrungsgrundlage dienen,
  • das Wachstum vorhandener Tumore stimulieren, weil die daraus gewonnene Glukose im Gegensatz zu Fetten von Krebszellen als primäre Energiequelle genutzt wird.[12]

Speziell auf Getreide trifft außerdem zu, dass darin enthaltene antinutritive Stoffe[13] wie

  • Phytinsäure den Bedarf an Nährstoffen wie z. B. Calcium, Eisen, Magnesium, Zink etc. durch die reduzierte Bioverfügbarkeit erheblich steigern,
  • Alpha-Amylase-Hemmer und Protease-Hemmer schädliche Zellveränderungen in der Bauchspeicheldrüse hervorrufen, die zur Entstehung von Krebs führen können,
  • Lektine eine Bauchspeicheldrüsenvergrößerung sowie Veränderung der Dünndarmzellen hervorrufen können.

Während bei den letzten drei Substanzen recht große Mengen aufgenommen werden müssen, um negative Effekte zu erzeugen, hat die Phytinsäure auch in geringeren Mengen Praxisrelevanz, sodass Tiere, die viel Getreide zu sich nehmen, einen erhöhten Nährstoffbedarf aufweisen, der dann mit den nährstoffarmen, kohlenhydratreichen Rationen nicht gedeckt werden kann. Wie man außerdem sehen kann, ist nicht nur Getreide problematisch, wenn es um die Nachteiligkeit solcher Futtermittel geht, sondern auch andere Stärkelieferanten.

Es gibt nur wenige Argumente, die für die großangelegte Anreicherung der Ration mit Stärke sprechen und diese haben in der Regel wirtschaftliche Motive: Ohne Stärkelieferanten kann kein Trockenfutter gepresst und ohne sie kann auch kein preiswertes Futter angeboten werden. Die Industrie benötigt die Stärke, nicht der Hund. Und da nützt es auch nichts, Getreide durch Bananen oder Kartoffeln zu ersetzen. Stärke bleibt Stärke (auch wenn sich die Verdaulichkeit durchaus unterscheidet) und die braucht ein Hund schlichtweg nicht.

Sind Stärkelieferanten also der Mephisto der Futtermittel?

Nein! Es gibt keinen Grund, die Fütterung von Getreide & Co. gänzlich zu dramatisieren. Natürlich ist es unproblematisch, wenn ein kleiner Teil des Futters aus Getreide oder Kartoffeln besteht, denn schließlich können Hunde aufgeschlossene Stärke ja durchaus verwerten und in geringen Mengen schaden sie ganz sicher nicht. Wir Barfer sind nicht persé Getreide-Hasser, wie man uns gern vorwirft. Natürlich schlagen wir keine so großen Kohlenhydratmengen vor, wie es bei Pseudo-BARF der Fall ist, aber nicht umsonst gibt es auch eine BARF-Version, die Getreide vorsieht, allerdings beschränkt sich das auf einen maximal 10 %igen Anteil. Die Menge macht das Gift.

Einigen nimmersatten Hunden ist mit etwas Kartoffel, Dinkel, Haferflocken oder Reis im Futter tatsächlich geholfen und natürlich lassen sich auch die Kosten der Fütterung mit einem gewissen Anteil an Getreide oder anderen stärkereichen Futtermitteln reduzieren, aber notwendig sind sie deswegen noch lange nicht.

Ganz kohlenhydratfrei sind BARF-Rationen im Übrigen auch ohne den Einsatz von Getreide oder Kartoffeln nicht, denn natürlich liefern Obst & Gemüse ebenfalls Kohlenhydrate und auch die für Hunde notwendigen Faserstoffe. Diese Faserstoffe braucht der Hund tatsächlich (zur Aufrechterhaltung der Darm-Peristaltik und einer gesunden Darmflora), Kohlenhydrate als Energiequelle jedoch nicht!

Es scheint eher so als könnten sich einige Menschen eine stärkearme Ernährung nicht vorstellen – weder für sich selbst, noch für den Hund. Als hätte es nicht eine Zeit gegeben, in der sowohl der Mensch als auch sein Begleiter der Hund, ganz ohne diese Nahrungsmittel auskamen und es nicht morgens, mittags und abends Weizen & Co. gab. Die Geschichte zeigt aber, dass es möglich sein muss, denn starke Kohlenhydratlieferanten sind aus evolutorischer Sicht ziemlich neu… Es stellt sich also die Frage, warum es gut sein soll, Hunde mit Kohlenhydraten regelrecht zu mästen. Und bei den üblicherweise vorkommenden Mengen im (industriell gefertigten Trocken-)Futter kann man durchaus von Mast sprechen.

Wie viele Kohlenhydrate stecken im Futter?

Ja, wie hoch ist der Kohlenhydratanteil in einem Fertigfutter eigentlich? Diese Daten sind auf den Futterpackungen für gewöhnlich nicht zu finden, denn sie zählen nicht zu den deklarierungspflichtigen Angaben. Allerdings kann sie jeder Hundehalter ganz einfach selbst ermitteln.

Hundefutter mit viel Getreide

Der Kohlenhydratanteil ist das, was übrig bleibt, wenn man von 100 % das Rohprotein, das Rohfett, die Rohasche und die Feuchtigkeit im Futter abzieht. Rohfaser zählt zu den Kohlenhydraten, weshalb sie nicht abgezogen wird. Oftmals wird der Feuchtigkeitsgehalt vom Trockenfutter nicht angegeben – da kann man einfach 7 % ansetzen. Das ist ein üblicher Wert.

Betrachten wir einige Futtersorten im Vergleich, darunter Sorten mit Getreide, aber auch getreidefreie Sorten:

Futter A Huhn & Gemüse Futter B Lachs & Kartoffel Futter C Geflügel & Banane
Rohprotein 22 % 22 % 20 %
Rohfett 13 % 14 % 10 %
Rohasche 8 % 5,6 % 7 %
Feuchtigkeit (geschätzt) 7 % 7 % 7 %
Kohlenhydratanteil 50 % 51,4 % 56 %

Wie man sehen kann, liegt der Kohlenhydrat-Anteil bei all diesen Futtersorten bei mindestens 50 %. Ist das nicht ein bisschen viel für eine Komponente, die ein Hund gar nicht benötigt?

Nicht viel anders sieht es aus, wenn man sich die Vorschläge für selbst zusammengestellte Rationen vieler Wissenschaftler oder Veterinäre anschaut. Auch in diesen Futterplänen nehmen Kartoffeln, Haferflocken & Co. recht viel Platz ein, selbst wenn die Rationen dann als „BARF“ bezeichnet werden (was sie natürlich nicht sind).

Fazit

Dass der Hund wegen seiner angeblichen, gegenüber Wölfen gesteigerten Fähigkeit, Stärke zu verdauen, überhaupt erst domestiziert werden konnte, ist vor dem Hintergrund der zeitlichen Abläufe der Entstehung des Ackerbaus zumindest fragwürdig. Hunde haben außerdem keinen Kohlenhydratbedarf, weswegen es nicht notwendig ist, große Mengen an Getreide, Kartoffeln oder anderen Stärkelieferanten zu verfüttern. Abgesehen davon entspricht der massenhafte Einsatz dieser in der Natur nicht vorkommenden Futtermittel nicht den BARF-Konzeptregeln und bringt auch unabhängig von diesen für das Tier Nachteile mit sich, weshalb der Einsatz von Stärkelieferanten beschränkt werden sollte – ganz ohne Drama. Diese Frage muss man auch nicht aus ideologischen Gesichtspunkten betrachten, die Fakten sprechen für sich.

Getreide bei BARF schädlich

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[1]Axelsson, E. et al. (2013): The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet
[2]Vilà, C. et al. (1997): Multiple and ancient origins of the domestic dog
[3] Ziemen, E. (2010): Der Hund
[4] Hofmeister, H. (2006): Lebensraum Acker
[5]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[6]Cordain, L. (2011): Das Getreide – Zweischneidiges Schwert der Menschheit
[7]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[8] Zentek, J. / Hellweg, P. (2005):Risikofaktoren im Zusammenhangmit der Magendrehung des Hundes
[9]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[10]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[11]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[12]Meyer/Zentek (2013): Ernährung des Hundes
[13]Cordain, L. (2011): Das Getreide – Zweischneidiges Schwert der Menschheit

28 Meinungen zu “Die Gretchen-Frage beim Hundefutter: Nun sag, wie hältst Du´s mit dem Getreide?

  1. Olli sagt:

    "Beim Menschen hat sie jedenfalls nicht dazu geführt, denn mit dem Übergang ins neolithische Zeitalter entwickelte sich unser Höhenwachstum rückläufig, die Kindersterblichkeit nahm zu und Infektionskrankheiten, Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Zähne häuften sich." – solche Aussagen halte ich für äußerst fragwürdig bzw ganz nah an willkürlichen Vermutung.
    Klar stützen solche wissenschaftl. Vermutungen deine Argumentationsreihe aber alleine schon dass "früher" die Haupttodesursache Infektionskrankheiten waren widerspricht so einer Vermutung wie oben gemacht.

    "Inwieweit das auch auf Hunde zutrifft, wurde nicht untersucht, Fakt ist aber, dass heute auch Hunde vermehrt an s. g. Zivilisationskrankheiten leiden." – die große Frage ist hier wie sich Linienzucht auf Hunderassen aus wirkt. "Damals" hat man verpaart was Leistung brachte – heute verpaart man innerhalb einer geschlossenen Population sehr oft auf Basis von hauptsächl. äußeren Faktoren und kranke Tiere fliegen aus der Population -> weitere Verengung der genetischen Bandbreite . Gesund auf lange Sicht ist das nicht. Wenn du die Ernährung als Schlüsselfaktor für "Zivilisationskrankheiten" ins Feld führst unterschlägst du Probleme die durch die Zucht auftreten (die halte ich persönlich für weitaus gravierender) und weitere Faktoren wie z.B. dass Hunde einfach mal länger leben. Ernährung halte ich persönlich für wichtig weil das den Treibstoff fürs Leben liefert aber obige Aussagen messen der Ernährung IMHO etwas zu viel Gewicht zu.

  2. Olli sagt:

    Nicht um uns falsch zu verstehen – ich bin auch dafür dass der Hund seinen Energiebedarf, sofern er das gesundheitlich kann, aus Fetten deckt aber ich muss noch weiter kritisieren:
    "nährstoffarm sind und durch starken Einsatz nährstoffreiche Futterkomponenten (z. B. Innereien) aus der Ration verdrängen, sodass Nährstoffmängel entstehen können, ":
    Ist das bewiesen? Ich mein klar das ist theoretisch möglich aber gibt es dafür stichhaltige Beweise? Sicher wird der Hund bei unverhältnismäßigen Anteilsverteilungen von Nahrungskomponenten unterversorgt. Aber eine wirkliche Unterversorgung durch KH, welche andere Nährstoffe in der Aufnahme hemmen oder verdrängen ist mir nicht wirklich unter gekommen.
    Die NRC Messdaten lasse vermuten, dass ein niedriger Nährstoffbedarf bei den Tieren besteht – welcher Realbedarf aber wirklich besteht ist nicht geklärt. Das sind alles nur Vermutungen auf hohem Niveau.

    "die Gefahr für Magendrehungen erhöhen" – für Magendrehung gibt es noch andere Risikofaktoren z.B. einen tiefen Vorderkörper und schwache Bänder im Magebereich (Zucht) und Zitronensäure im Trockenfutter. KH als Risikofaktor raus zu rechnen halte ich für sehr schwierig.

    "von vielen Hunden aufgrund allergischer Reaktionen nicht vertragen werden," Allergien auf KH zurück zu führen ist sehr weit an den Haaren herbei gezogen. Ich habe auch einen Hund der nach 10 Stück Frolic den nächsten Tag erst mal dünne scheißt und einne Woche lang Juckreiz bekommt – deswegen schiebe ich das aber nicht auf die Kohlenhydrate bzw die Getreidekomponenten. Wenn das einige machen zeugt das von Hysterie und Unwissen (nicht deins sondern das der Leute die das vermuten).

  3. Olli sagt:

    "einigen Endoparasiten (z. B. Giardien) als Nahrungsgrundlage dienen," auch das halte ich für sehr leichtgewichtig als Argument. Viele Endoparasiten ernähren sich nicht von der Nahrung und durch eine Nahrungsregulierung wäre das Problem "Endoparasiten" kein Problem … gerade bei Welpen.

    "das Wachstum vorhandener Tumore stimulieren, weil die daraus gewonnene Glukose im Gegensatz zu Fetten von Krebszellen als primäre Energiequelle genutzt wird." das wäre ( beim Menschen wird daran gezweifelt) nur in der Situation eines Tumorpatienten ein Argument. Das wäre allerdings ein Argument gegen minderwertiges Trockenfutter im Tumorfalle.
    Bewiesen ist da aber auch nicht – M/Z vermutet das auch nur. Theoretisch müssten gebarfte Tiere eine niedrigere Vermehrungsrate bei Tumoren und eine höhere Überlebensrate haben.

    "Es gibt nur wenige Argumente, die für die großangelegte Anreicherung der Ration mit Stärke sprechen und diese haben in der Regel wirtschaftliche Motive" – da stimme ich dir allerdings komplett zu. KH sind zur Zeit sehr billig wobei ich schon, entgegen deines oben gebrachten Argumentes glaube, die Leute haben früher ihre Hunde eher mit Kohlenhydraten gefüttert denn mit Fleisch denn das war noch wertvoller. Die Hunde werden wohl Reste bekommen haben, Brot und sich selbst Zeug erjagt haben (vermute ich) – vergl dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Brosamen_von_des_Herrn_Tisch (nicht die Zeitschrift sondern das Zitat aus der Bibel) … also Brot war nicht unüblich … damals.
    KH sind halt billiger Füllstoff und jede Kultur hat ihren Hunden die Reste gegeben die angefallen sind – so auch heute. BARFen ist am Ende das gleiche aber auf einem deutlich höheren Niveau.

  4. Olli sagt:

    "Wir Barfer sind nicht persé Getreide-Hasser, wie man uns gern vorwirft." – die BARFer als eine homogene Masse? 😉 Jeder macht es immer bissel anders – die einen so und die anderen so. Es gibt aber viele die dem Getreide/Stärke sehr abgeneigt sind ja sogar allen, die was anderes meinen vorwerfen, das Tier vergiften zu wollen.

    "Es scheint eher so als könnten sich einige Menschen eine stärkearme Ernährung nicht vorstellen – weder für sich selbst, noch für den Hund." die Frage die ich mir bei dem ganzen Artikel stelle ist ob diese ganze Low-Carb Modewelle hier bissel mit schwingt. BARF gibt es zwar schon etwas länger aber gerade dieser Satz bezeugt auch, dass du für den Menschen eine KH arme Ernährung für gut befindest. Man muss als Leser an dieser Stelle auch deine Motivation für den Artikel überdenken wenn man es genau nimmt … besonders wenn du später schreibst:
    "Diese Frage muss man auch nicht aus ideologischen Gesichtspunkten betrachten, die Fakten sprechen für sich." – du hast dich zwar bemüht deinem Artikel einen objektiven Anstrich zu geben.
    Die "Fakten" sind meiner Meinung nach recht dünn. Wie geschrieben halte ich Fett für deutlich besser aber ich bin nicht der Meinung, dass man den Kohlenhydraten die Formulierung "Gift" bei 50% Menge unterschieben sollte – vielleicht "unvorteilhaft" oder "ernährungstechn. optimierbar".
    Deinem Artikel fehlen meiner Meinung nach zwei sehr wichtige Punkte die, abseits allen Schlechtredens der KH, für eine hauptsächlich fettbasierten Ernährung sprechen.
    Einmal ist das der höhere Energiegehalt von Fett und das zweite ist der Zusatznutzen von Fettsäuren. Man braucht weniger Fett (im Verhältnis zur KH Menge) um den Energiebedarf des Hundes zu decken und Fette werden auch einfach im Körper eingelagert um verschiedene Funktionen zu erfüllen (z.B. Hautbarriere etablieren).
    Es gibt sogar noch einen dritten Punkt der aber eher bauchgefühlt ist – Fett und Fleisch gehören ernährungsmäßig sehr zusammen also Komponenten. Wenn man sieht, dass ein Raubtier sich von Fleisch ernährt dann zählt zum Fleisch meiner Meinung nach auch Fett. Da der Hund aber durchaus auch andere Sachen fressen kann ist es durchaus opputun das zu geben wenn man das Maß nicht aus den Augen verliert und der Output (also der Kot) stimmt.

    Meine Kritik nicht als Angriff verstehen aber mir gefällt deine Arugmentation in diesem Artikel nicht wirklich so gut. Deswegen schreibe ich, wie ich das sehe.

  5. Nadine Wolf sagt:

    Hallo Olli,
    ich habe nicht viel Zeit. Ich muss Pasta 😉 kochen und mit den Hunden raus. Daher nur kurz:

    1) In der Quelle wurde auch gar nicht vermutet, dass getreidebasierte Ernährung die alleinige Ursache für Infektionskrankheiten ist, sondern dass diese zunahmen. Mehr hab ich auch nicht geschrieben.

    2) Im Artikel steht auch nicht, dass Getreide die einzige Ursache für etwaige Zivilisationskrankheiten bei Hunden ist. Es steht nicht einmal da, dass es das ist. Ich werfe lediglich die Frage auf, ob es so sein könnte. Und natürlich spielen da viele andere Faktoren eine Rolle. Nicht nur Zucht, sondern auch Umweltgifte etc. In dem Artikel geht es aber nicht um Zucht und es nicht möglich, jeden Nachteil, den massenhaft Getreide mit sich bringt auch noch von 1.000 anderen Seiten zu beleuchten. Nicht in einem Artikel über Getreide jedenfalls 😉

    3) Bezüglich der Nährstoffarmut kannst Du ganz einfach selbst nachrechnen. Erstelle einen BARF-Plan und streiche die Hälfte der wirklich nährstoffreichen Zutaten und ersetze sie durch Reis. Danach wirst Du kaum noch einen der NRC-Bedarfswerte erreichen…

    4) Siehe Magendrehungsartikel – KH in der Nahrung sind EIN Faktor, nicht der einzige. Das steht da auch nicht… gleiches trifft auf Zahnstein zu. Da sind auch nicht die Kohlenhydrate der einzige Einflussfaktor. Das hat auch genetische Ursachen und hängt mit der individuellen Speichelzusammensetzung zusammen.

    5) Getreide ist ein häufiges Allergen, weil es häufig in der Nahrung vorkommt und bereits Welpen vorgesetzt wird. Allein daher steht es in der Liste. Ich habe nirgends geschrieben, dass KH Allergien auslösen. Getreide wird nur häufig nicht vertragen. Das ist ein Unterschied.

    6) Es ist einfach ein Fakt… soll ich ihn weglassen, nur weil es trotz BARF Welpen mit Spulwürmern gibt? Ich zähle hier nur einzelne Nachteile auf. Und wie bereits gesagt: KH-Massen in der Nahrung sind nie der einzige entscheidende Faktor.

  6. Nadine Wolf sagt:

    7) Nicht nur M/Z vermutet das. Diese Erkenntnis stammt aus dem Humanbereich und wurde dort in Studien belegt. Auch menschlichen Krebspatienten wird recht häufig eine entsprechende Diät empfohlen.

    8) Getreide war zum Zeitpunkt der Domestikation des Hundes sowas von unüblich und die Bibel übrigens auch. Ich bin nicht bibelfest, aber mir wäre neu, dass die schon vor 100.000 Jahren existiert hätte. Ich dachte, es gäbe sie erst seit ca. 2.000 Jahren. Die historischen Angaben beziehen sich nicht auf „früher“ allgemein, sondern auf die Studie, die belegen soll, dass die Domestikation des Hundes aufgrund der Anpassung an Kohlenhydrate stattfand. Das ist zeitlich einfach nicht möglich. Und dass man später Hunden sehr wohl Getreide gab, ist natürlich richtig. Im Artikel steht auch nichts Gegenteiliges.

    9) Kennst Du einen Barfer, der Getreide wirklich hasst? Ich meine nicht, es kritisch sieht, es in der Ernährung von Hunden oder Menschen ablehnt, sondern eine Person, die Getreide wirklich hasst? Hass empfindet gegenüber Getreide – es aus tiefster Seele verachtet? Vermutlich nicht. 😉 Viele lehnen es für Hunde ab und Paleo-Anhänger auch für Menschen. Deswegen hassen sie es aber nicht zwingend. Ich habe extra das Wort gewählt, weil es vieles relativiert, aber von BARF-Gegnern gern verwendet wird.

    10) Ich habe das geschrieben, weil viele Leute es sich nicht vorstellen können, ohne große KH-Mengen zu leben. Und diese Einstellung übertragen sie dann auf den Hund. Für viele scheint es wirklich gar nicht vorstellbar, dass es einem Hund ohne Kartoffeln oder Reis gut gehen kann. Was ich persönlich von Paleo, LC oder LCHF halte, spielt dabei erst einmal keine Rolle. Allerdings esse ich verhältnismäßig wenig KH, halte mich also nicht an die Empfehlung, meinen eigenen Ernährungsplan zu 50 % aus Getreideprodukten zu gestalten, ich bin da eher bei 25 %, aber eben auch nicht bei 0. Ich selbst bin kein Getreide-Hasser… ich muss gleich Pasta kochen. 😉

    11) Ich habe schon einen Artikel über Fett geschrieben. In dem geht es nun um Kohlenhydrate und ich möchte mich davon distanzieren, KH allgemein schlechtgeredet zu haben. Ich habe extra die Schlüsselworte im Text unterstrichen: hoher Kohlenhydratanteil, nicht allgemein KH. Diese Unterscheidung ist extrem wichtig. Was übrigens noch für Fett spricht: Hunde scheinen es besser verwerten zu können als KH. Fast alle Hunde in meiner Beratung kommen mit BARF mit weniger Energie aus als sie rein rechnerisch benötigen würden und z. B. vorher mit einem Fertigfutter bekamen.

    Einen schönen Tag noch! Ich hoffe, Ihr habt auch so tolles Wetter.

  7. Olli sagt:

    Ein kleiner Einwand – das mit den Tumor und KH Diät ist überholt – frag mich nicht nach Quellen aber ich habs mir bestätigen lassen.
    Gerade bezgl. der Domestikation gehe ich mehr von Vermutungen denn von harten Fakten aus. Zumindest war wohl vor 2000 Jahren das füttern von Brot an die Hunde nicht unüblich wenn es diese Aussage sogar in die Weltliteratur geschafft hat 😉
    Ich hatte das dann falsch verstanden. Ich habe hier verstanden, dass die Leute früher ihren Hunden keine KH gaben weil das mühsam erarbeitet wurde.

    Wenn ich so rum lese ist oftmals das Getreide das Weihwasser für den Teufel. Wenn Rationsmengen mit viel Getreide angegeben werden, liegt das meiner Meinung nach nicht an der Einstellungen der "Rationsersteller" sondern daran, was die Programme zur Rationserstellung ausspucken. Da experimentiert man als Tierarzt o. ä. nicht lange rum sondern nimmt das wo man sicher weiß das es funktioniert. Zur Not gibts noch bissel Pulver rein. Ich halte das jetzt nicht wirklich für schlecht sonder es ist eine Alternative zum BARF und natürlich zum Trocken- und Nassfutter.
    Noch ein Punkt mag sein, dass es wirklich Fett oder durchwachsenes Fleisch in den wenigsten Barfläden gibt – nur irgendwelche übelst mageren Stücke und mit den Herzkranzfettstücken hat man nix gewonnen.

    Was manchmal übrigens für KH im Futter angebracht wurde ist, dass KH schneller verfügbare Energie fürs Gehirn zur Verfügung stellen damit z.B. mehr Impulskontrolle geübt werden kann. Nur ist das auch überholt – Impulskontrolle ist unabhängig von Glucose. Das nur mal am Rande.

    Wie gehst du das Problem an, dass sie, wenn sie weniger Energie brauchen, nicht doch Proteine zu Energie machen wenns nicht reicht? Oder lässt du die Kunden so viel Fett geben bis der Hund zu nimmt, dann die Menge etwas reduzieren und das als entsprechende Fettmenge nehmen?

    Danke für die Klarstellungen. Wetter war gut – wohnen ja nicht so weit auseinander 😉

  8. Genki + Co. sagt:

    Erst Mal ein Kommentar zu den Kommentaren.
    Der Beginn der Domestizierung der Hunde ist ja nicht ganz klar und 100000 Jahre vor Christus ist eine grobe Schätzung. Allerdings wird vermutet, dass Getreideanbau bereits im Präkeramisches Neolithikum, also 9500 bis 8200 v. Chr. bekannt war, auch wenn er nicht die Grundlage der Ernährung bildete. Das würde dann aber zeitlich durchaus mit der späten Anfangsphase der Domestizierung der Hunde zusammenfallen. Und ob man dann eher Getreide oder Fleisch an die Hunde/Wölfe gab, darüber kann man nur Vermutungen anstellen, aber abwegig finde ich den Gedanken nicht, dass Hunde auch Getreide bekommen haben – vielleicht nicht zu großen Teilen, aber da war es zumindest.
    Aber die Domestizierung – und vor allem die Zeit, die es dauert, bis sich die Genetik der Hunde an die Ernährung angepasst hat, ist ja kein Vorgang, der von heute auf morgen passiert ist, also nicht schon zu Beginn der Domestizierung stattgefunden hat. Das ist ja ein langwieriger Prozess. Selbst wenn die Hunde 9500 v.Chr. vielleicht kein Getreide bekommen haben – spätestens um 5500 v. Chr. haben Getreideanbau und die Ernährung durch Nutztiere angefangen die Jagd abzulösen. Und das sind bis heute immernoch 75000 Jahre, in denen Hunde Getreide bekommen haben. Dass sich die Genetik in dieser Zeit im Vergleich zum Wolf einer getreidehaltigen Ernährung angepasst hat, finde ich da durchaus plausibel. Man kann also nicht argumentieren, dass der Hund zu Beginn der Domestizierung an eine getreidehaltige Ernährung angepasst wurde, aber seit dem Beginn der Domestizierung (Oder eben seit dem Beginn des Getreideanbaus) bis heute, ist eben auch ein Zeitraum, den man berücksichtigen muss.

    Nun zum eigentlichen Artikel: Ich finde es schön, dass darauf hingewiesen wird, dass es vor allem um die großflächige Fütterung mit Getreide geht, die hier kritisiert wird, denn wie gesagt wurde, gibt es ja auch BARFer, die Getreide Füttern – Nur eben in kleinen Mengen. Bei mir sind es mit Sicherheit nicht Mal annährend die 10%. Schön hätte ich es gefunden, wenn vielleicht darauf eingegangen worden wäre, weshalb dieser doch eher recht kleine Anteil der BARFer denn Getreide füttert. Denn zumindest ich mache es nicht, weil ich der Meinung bin, dass meine Hunde Kohlenhydrate bräuchten, sondern weil ich durchaus anderen Nutzen in (kleinen Mengen!) Getreide sehe. So füttere ich zum Beispiel häufig Haferflocken. Diese liefern Biotin, Vitamin B1, B6, Eisen, Magnesium, sowie Fettsäure. Dinkel enthält nicht nur Eisen, Zink, Mangan, Kupfer, sondern ist ein guter Säurebinder (Und gerade bei geBARFten Hunden scheint Übersäuerung ein häufiges Problem zu sein). Wir reden hier auf keinen Fall davon den Hund mit günstigen Getreide voll zu kriegen, aber ich finde, wenn man den Gesichtspunkt betrachtet, dass Hunde Getreide besser verwerten können als Wölfe (Und egal ob das nun von Getreidefütterung in oder nach der Domestizierung kommt oder nicht – Der Grund ist ja eigentlich nebensächlich, was zählt ist das Resultat und das ist nun Mal laut Studien da), dann haben kleine Mengen an Getreide durchaus einen Nutzen. Und gegen die kleinen Mengen an Getreide sagst du ja in deinem Artikel auch eigentlich nichts, weil es hier ja hauptsächlich um die Fütterung signifikanter Mengen und ihrem Schaden, oder Unnutzen, geht. Es wäre aber trotzdem passend gewesen, auch hervorzuheben, welchen Nutzen kleine Mengen an Getreide haben können, also alle Seiten Mal zu beleuchten.

    Persönlich finde ich es nicht schlimm, wenn jemand kein Getreide füttert – In dem Sinne unbedingt "brauchen" tut ein Hund es ja nicht – aber man traut sich ja schon fast nirgendwo zu erwähnen, dass man seinen Hunden ab und an einen Teelöffel eingeweichter Haferflocken ins Futter zu mischen, weil man dann gleich von anderen BARFern gelyncht wird, als wollte man seinen Hund vergiften. Und viel um diese Einstellung zu ändern, tut der Artikel ja leider nicht.

  9. Nadine Wolf sagt:

    Beim Getreideanbau sollte man auch schauen, wo man sich befindet. Bei uns auf dem Gebiet der jetzigen BRD war das z. B. später als in Süditalien der Fall. Und auch dann habe ich starke Zweifel daran, dass die Menschen ihren Hunden die hart erarbeiteten Früchte gaben. Wir reden ja hier von einer Zeit ohne Unterstützung durch Tiere, die einen Pflug zogen, sondern von reiner Handarbeit – ohne Düngemittel, ausgeklügelte Bewässerungsanlagen oder Pestizide. Die Erträge waren damals geradezu "lächerlich". Zu dieser Studie gibt es noch andere Kritikpunkte (z. B. äußerten die Forscher selbst Bedenken, ob die Veränderungen nicht fütterungsbedingt auftreten könnten und sie stellten fest, dass auch innerhalb der Gruppe der untersuchten Hunde große Unterschiede auftraten) etc. Mir ging es eher darum, dass diese Studie immer verwendet wird, um damit 50 % KH-Anteil zu rechtfertigen und dass Kohlenhydrate die Grundlage für die Domestikation gewesen sein sollen. Und das ist einfach nicht richtig. Hunde waren vor 10.000 Jahren schon weltweit verbreitet und da gab es noch keinen Ackerbau.

    Bei Getreide als Nährstofflieferant (vor allem im Hinblick auf B-Vitamine, Fe, Mg oder Zink) muss man aufpassen, da diese Nährstoffe für Hunde dann meist nicht gut verwertet werden können und die damit zugeführten Störstoffe außerdem deren Aufnahme einschränken. Aus Nährstoffsicht ist Getreide nicht so wirklich sinnvoll, dann lieber darauf achten, genug Innereien zu füttern. Ich würde es z. B. eher zur Erhöhung der Sättigung einsetzen oder tatsächlich aus Kostengründen (lieber ein Hund bekommt BARF mit 10 % Reis, als FeFu, sage ich immer).

    Es spricht nichts dagegen, geringe Mengen Getreide zu füttern und Barfer, die anderen deswegen den Kopf abreißen, sind vielleicht einfach etwas festgefahren in ihrer Meinung. Andere wegen sowas zu lynchen, wenn auch nur sprichwörtlich, halte ich ohnehin für falsch. Die meisten Barfer haben früher mal Trockenfutter gefüttert – das sollten sie mal nicht vergessen, bevor sie andere an den Pranger stellen und verurteilen… Leben und leben lassen, sage ich da immer. Wie man Getreide bei BARF in den Futterplan integrieren kann und dass es eben nicht verwerflich ist, das zu tun, steht übrigens im Buch 😉

  10. Genki + Co. sagt:

    Das ist die Frage, ob die die Nährstoffe aus Getreide nicht aufgenommen werden können. Leider kann ich den gesamten Forschungsartikel von Axelsson nicht lesen (Und bin auch nicht wirklich willens Geld auszugeben um ihn vollständig zu lesen, da ich die Hälfte wohl eh nicht verstehen würde), aber die Ausschnitte, die ich davon gelesen habe, suggerieren es zumindest, oder ich interpretiere sie so, weil ich sonst nicht wüsste wo der große Durchbruch bei der besseren Verwertbarkeit von Getreide vom Hund im Gegensatz zum Wolf sein soll.

  11. Anonym sagt:

    Zitat:HUNDE HABEN KEINEN KOHLENHYDRATBEDARF!

    Auch für Menschen sind Kohlenhydrate nicht essenziell ,insofern besteht kein Unterschied zwischen Mensch und Hund.

    Keine gute Idee ist das Verbreiten von Ernährungstheorien zu den angeblich negativen Folgen von Getreide bzgl. Krebs etc.Diese sind besonders schlecht verdaulich, wenn sie in ellenlangen Predigten als letzte Wahrheit verkündet werden

  12. Anonym sagt:

    Stellungnahme zur ketogenen und kohlenhydratarmen Diät
    Arbeitgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie
    (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft

    Seit einiger Zeit wird Tumorpatienten eine Ernährung angeboten, die in unterschiedlichem Ausmaß
    arm an Kohlenhydraten (KH) ist. Als Begründung für diese Ernährungsumstellung wird angeführt,
    dass der Stoffwechsel von Tumorzellen von Kohlenhydraten abhängig sei.

    n. Eine kohlenhydratarme Kost
    soll über eine Verminderung der Glukoseverfügbarkeit das Energiesubstrat der Tumorzellen
    verknappen. Zu kohlenhydratarmen oder ketogenen Diäten liegen eine Reihe von Zell- und
    Tierexperimenten vor. Die Ergebnisse dieser Experimente sind nicht eindeutig. In einigen
    Experimenten konnte das Tumorwachstum verlangsamt werden. In anderen kam es nach einiger Zeit
    zu stammzellartigen Veränderung von Tumorzellen. In diesen Tierexperimenten wurde nach
    anfänglicher Verlangsamung des Tumorwachstums ein beschleunigtes Wachstum beobachtet.
    Darüber hinaus zeigen einige Experimente, dass nur bei denjenigen Tieren eine initiale
    Wachstumsverlangsamung des Tumors zu sehen war, bei denen es auch zu einer Gewichtsabnahme
    kam. Außerdem gibt es Experimente, die zeigen, dass das Entscheidende für die
    Wachstumsverlangsamung die Gewichtsabnahme ist, unabhängig von der Kostform
    (kohlenhydratarm oder fettarm). Untersuchungen beim Menschen ergeben, dass Tumorpatienten
    mit einer Gewichtsabnahme oft eine schlechtere Prognose haben. Kostformen, die zu einer
    Gewichtsabnahme führen, sind deshalb bedenklich.

    Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen beim Menschen. In keiner dieser Untersuchungen konnte
    eine Rückbildung von Tumoren, eine Verlängerung des Überlebens, eine Verbesserung des
    Therapieansprechens oder eine Verminderung von Nebenwirkungen durch die ketogene Diät belegt
    werden.

  13. Nadine Wolf sagt:

    @Genki & Co.: Die Studie kann man gratis im Netz finden, aber sie ist natürlich auf Englisch. Also grundsätzlich ist es aber so, dass in der Untersuchung bei Hunden mehr Gene identifiziert wurden, die für die Stärkeverdauung verantwortlich sind. Das hat aber nichts mit der Aufnahme von anderen Nährstoffen in Getreide oder anderen stärkereichen Lebensmitteln zu tun. Es geht dabei wirklich reinweg um die Fähigkeit, Kohlenhydrate zu verstoffwechseln. Und diese Fähigkeit soll die Grundlage für die Domestikation des Hundes gewesen sein – also die Anpassung an eine stärkereiche Ernährung.

    Dass bestimmte Nährstoffe aus Getreide schlechter verdaut werden als z. B. aus Fleisch ist ja keine Erkenntnis, die sich nicht auf Hunde beschränkt. Diese kommt aus dem Humanbereich. Menschen z. B. können Zink oder Eisen aus Fleisch wesentlich besser absorbieren als aus Getreide. Das ist bei Hunden dann natürlich auch der Fall – das liegt daran, dass die Nährstoffe teilweise in anderer Form vorliegen oder dass deren Aufnahme durch antinutritive Substanzen gehemmt wird.

    Das ist der Grund, warum sich der Nutzen für den Einsatz von Getreide im Hundefutter ausschließlich auf Sättigungseffekte oder Kostenersparnis reduziert. Die (Anti-)Nährstoffe, die man abgesehen von Kohlenhydraten über diesen Weg zuführt, sind für den Hund entweder nicht oder kaum brauchbar oder verhindern eben die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen aus anderen Futtermitteln.

  14. Anonym sagt:

    Die Anti-Nährstoffe ( Phytin) wie du sie nennst, haben bekanntlich auch gute Eigenschaften. Unter anderem einen positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und , man mag es kaum glauben , sie wirken sogar antikanzerogen ( Vorbeugung von Krebserkrankungen).
    Man kommt nicht drum herum, sich ein Basiswissen über Ernährung anzueignen, und dazu gibt es ausreichende und vor allem seriöse Literatur. Schwarzmalerei bringt nichts!

  15. Nadine Wolf sagt:

    Hallo Anonym,

    welche sekundären Pflanzenstoffe, welche Wirkung haben, steht im Buch auf ab S. 24 und ab S. 68 (jeweils belegt mit seriösen Quellen natürlich). Man kommt nicht umhin, alle Informationen zu lesen, bevor man los meckert. Wichtig ist auch, genau zu lesen. Bei Deiner aus Internetseiten zusammen kopierten Argumentation ist bereits aufgefallen, dass Du den Text oben nicht wirklich gelesen hast (z. B. verwechselst Du Kohlenhydrate und Getreide), daher habe ich bisher auch vermieden, darauf einzugehen. Und von Schwarzmalerei ist dieser Artikel wohl weit entfernt. Es scheint Dir auch entgangen zu sein, dass es in dem Artikel um die Sinnhaftigkeit einer Fütterung von Hunden mit einem Kohlenhydratanteil von 50 % geht. Nicht darum, um nun ein EL Haferflocken problematisch ist, oder nicht – auch das wurde an anderer Stelle bereits ausgiebig erläutert.

  16. Anonym sagt:

    Zum besseren Verständnis solltest du dir die Ernährungsempfehlungen der Krebsgesellschaft durchlesen.
    Unter der Rubrik Kohlenhydrate steht:

    Vollkorngetreideprodukte (Vollkornbrot,-nudeln, Naturreis, Getreideflocken),
    Kartoffeln, frisches Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte sollten Hauptbestandteile der Ernährung sein

  17. Nadine Wolf sagt:

    Zum viel besseren Verständnis, zumal es um Hunde geht, einfach mal "Klinische Diätetik für Kleintiere", 4. Auflage ab S. 1375 lesen. Kohlenhydrate bei (hündischen) Krebspatienten beschränken…

  18. Anonym sagt:

    Klinische Diätetik für Kleintiere aus dem Jahr 2003. Die Uhr dreht sich weiter, wir schreiben das Jahr 2015.

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23176236

    Unseres Wissens gibt es keine veröffentlichten Daten, die die Behauptung , dass Low-Carb-Diäten von klinischen Nutzen im Hinblick auf ein Tumorwachstum sind, bzw. krankheitsfreie Intervalle oder die Überlebenszeit bei Hunden unterstützen. Weitere Studien sind erforderlich bevor entsprechende Empfehlungen gemacht werden können

  19. Nadine Wolf sagt:

    In der neuen Ausgabe 2010 steht immer noch: "Digestible carbohydrates may be poorly used because of peripheral insulin resistance. Feeding high levels of digestible carbohydrate may lead to hyperglycemia, glucosuria, hyperosmolarity, hepatic dysfunction, respiratory insufficiency and hyperlactatemia. […] Carbohydrate levels in foods for canine cancer patients should contain no more than 25% DM digestible carbohydrate."

    In der zitierten Studie (die übrigens auch schon 3 Jahre alt ist) wurde das auch nicht widerlegt. Da haben nur Freeman & Co. in ihrer gewohnt "gründlichen" Art und Weise den üblichen FeFu-s.g.BARF-Battle durchgeführt. Es wundert mich nicht, dass sie keine veröffentlichten Daten gefunden haben (wollen). Davon gibt es aber recht viele…

    Mal etwas aktueller z. B…. Klement R, J., Chemp C. E. (2014): Calories, carbohydrates, and cancer therapy with radiation: exploiting the five R’s through dietary manipulation: "Fast proliferating cancer cells rely on a high glycolytic rate in order to shuffle phosphometabolites into the pentose phosphate pathway for biosynthesis of nucleic acids and lipids.Activation of PPAR α by KD or CR promotes ketosis and inhibits glycolysis, therefore abating proliferation in tumor cells. In normal cells, abundant acetyl-CoA from the breakdown of ketone bodies and fatty acids inhibits glycolysis to ensure stable ATP levels; tumor cells which often have dysfunction mitochondria lack this flexibility and quickly die when confronted with glucose withdrawal."

    Diese Erkenntnis scheint auch 2014 (2 Jahre nach der BARF-Bashing-Freeman & Co. Studie) noch zu halten. Auch Prof. Zentek gibt in 2013 noch immer an, dass KH für Tumorpatienten problematisch sind und nennt dabei den gleichen Grund.

    Aber eigentlich spielt das auch gar keine Rolle. Wozu sollen wir Barfer uns an diesem Kampf der Wissenschaftler überhaupt beteiligen? Man kann mit Studien ja fast alles belegen, wenn man möchte. Sollen die Forscher sich doch gern die Köpfe darüber einschlagen, ob Glukose Tumorzellen zum Wachstum verhilft oder nicht. Die anderen Gründe, die gegen 50 % KH in der Hundeernährung sprechen, reichen uns Barfern ja vollkommen aus, um nicht so zu füttern. Uns genügt sogar schon der vollkommen simple Grund "entspricht nicht dem Beutetierprinzip". Das ist das Totschlagargument. Es gibt kein BARF ohne Beutetierprinzip. Wir können also mit 50 % KH in der Ration nicht barfen. Es ist dann einfach nicht BARF. Aber BARF ist das, was wir wollen. Was Du hier versuchst, ist ungefähr so wie einem VW-Fahrer einen Opel verkaufen zu wollen oder umgekehrt. Das funktioniert einfach nicht. Egal, was Du schreibst, keiner, der seinen Hund barfen will, wird 50 % KH in die Ration integrieren, weil er dann einfach nicht barft.

    Wenn Du, Dr. Anonym, Deinen Hund oder auch Deine Katze gern so füttern möchtest, dann mach das doch einfach. Mich stört das nicht. Niemand zwingt Dich, Deinen Hund zu barfen. Du kannst auch einfach roh füttern, oder frisch oder Du setzt kommerzielles Trockenfutter ein. Jeder so, wie er mag. Und wenn Du für Deinen Hund einen großen Nutzen erkannt hast, beim Einsatz von 50 % KH in der Ration, dann ist das doch toll. Ich werde weiterhin barfen, so wie viele andere Hundehalter auch und egal, was Du sagst, oder schreibst: nichts wird daran etwas ändern.

  20. dani69b06 sagt:

    Ich füttere sowohl meinen Hunden getreidefreies Hundefutter als auch meiner Katze und ich sehe einfach das es beiden damit besser geht. Bevor ich sie mit Frischfleisch gefüttert habe, gab es für meine Hunde nur Kartoffeln und ganz selten Flocken. Alles was sie brauchen bekommen sie beim Barfen von einem guten Mix aus rohem Fleisch, Obst und Gemüse und man muss jetzt nicht extra drauf pochen das der Hund eine Gluten Unverträglichkeit hat. Aber ich glaube, dass auch jeder Tierbesitzer selbst entscheiden muss was er seinem Tier füttern möchte und kann, man darf das alles nicht so als Gesetz sehen. LG

  21. Anonym sagt:

    Immer wieder lese ich, dass Getreide Allergien verursachen sollen. Ich habe selbst einen allergischen Hund und meines wissens stehen tierische Proteine was die Häufigkeit als auslösendes Allergen angehet viel weiter oben.
    z.B. gibt die Tierklinik Birkenfeld an: Milch und Milchprodukte, Rind, Eier und Weizen, gefolgt von Huhn, Lamm, Soja und Mais.
    Kannst du da eine Quelle nennen die belegt, dass Getreide einer der häufigsten Allergieauslöser ist?
    In deinem Artikel steht: "von vielen Hunden aufgrund allergischer Reaktionen nicht vertragen werden", was soll viele Hunde hier heißen? Soweit mein Wissen wäre Rindfleisch was beim BARF Hauptsächlich eingestzt wird, weil es eine der günstigsten Fleischsorten ist ein viel größerer Allergieauslöser.
    Du schreibst, dass Hunde einen Glucosebedarf besitzen. Fehlt Glucose, wird über die Gluconeogenese die in der Leber und Niere statt findet, vor allem Proteine zur Umwandlung in Glucose genutzt. Belastet dieser Vorgang nicht stark die Niere und die Leber !? In einem anderen Artikel von dir schreibst du auch darüber, dass man genug Fett geben soll, damit eben nicht Proteine zu Energie genutzt werden müssen, aber gewisse Körperteile wie z.B. das Gehirn können nur Glucose verwerten, somit ist ein Hund der ohne Kohlenhydrate ernährt wird doch auf die Gluconeogenese angewiesen.
    Die Frage ist doch auch wie Alt Mensch und Hund damals ohne Kohlenhydrate geworden ist? Ist die Lebendserwartung seit der Einführung von Kohlenhydraten gesunken? Bei den genannten Zivilisationskrankheiten wie z.B. Krebs ist das Alter (zumindest beim Mensch) der größte Risikofaktor. Sind Menschen und Hunde im Zeitalter der Kohlenhydratarmen Ernährung nicht einfach früher gestorben? Bei Diabetes ist Übergewicht ein hoher Risikofaktor (an Übergewicht leiden zur Zeit ja immerhin 30-50% der Hunde in Deutschland). Zur den Zeiten ohne Ackerbau wird es wohl kaum übergewichtige Hunde oder Menschen gegeben haben weil Nahrung allgemein wenig zur Verfügung stand.
    Ob Hunde schon bei der Domestizierung oder erst später Kohlenhydrate besser verstoffwechseln konnten, ist meinem Sofawolf übrigens total egal. Ohne/mit wenig Kohlenhydraten ist sie zur Schlaftablette geworden! Ich musste den Fettgehalt der Nahrung immer weiter runter schrauben damit der Hund nicht noch weiter zunimmt, was leider trotzdem der Fall war! Mit einer Kohlenhydratreicheren Ernährung gehts ihr jetzt wieder gut und sie hat endlich wieder abgenommen.

  22. Nadine Wolf sagt:

    Man muss unterscheiden zwischen "Allergie auslösen" und "allergisch sein". Futtermittelallergien werden ausgelöst, wenn die Schleimhautbarriere im Darm beschädigt ist und unverdautes Futterprotein durch die Darmoberfläche gelangt. Ursächlich sind also neben sämtlichen Erkrankungen, die die Durchlässigkeit des Darms erhöhen, schlecht verdauliche Proteine… Auslöser für Allergien sind also neben pflanzlichem Protein auch Proteine aus bindegewebsreichen Schlachtabfällen oder Tiermehlen etc. Eben Proteine mit geringer Verdaulichkeit. Zu entnehmen ist diese Information u.a. Hand, M. S. et al. (2010): Small Animal Clinical Nutrition, fifth edition.

    Die häufigsten Allergene (= "allergisch sein") sind meist die Futtermittel, die eben häufig verfüttert werden. Angenommen, ein Tier bekommt ein FeFu auf Basis von Hornmehl vom Rind, Weizen und Mais und es kommt zum eben beschriebenen Vorgang, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Tier auf Rind, Weizen und Mais allergisch reagieren wird. Das ist auch der Grund dafür, warum in Deutschland Hunde häufig auf Rind, Huhn, Soja, Weizen etc. allergisch reagieren – diese Komponenten werden häufig eingesetzt. In Neuseeland z. B. reagieren Hunde her auf Lamm. Weil nun 90 % der deutschen Hunde mit FeFu ernährt werden und in FeFu immer auch Getreide eingesetzt wird, zählt es zu den häufigsten Allergenen. Das ist auch der Grund dafür, warum z. B. manche Hunde Dinkel vertragen, aber keinen Weizen. Dinkel kommt im Hundefutter eher nicht vor (weil teurer), Weizen schon. Ähnlich ist es mit dem Fleisch – kaum ein Hund reagiert auf Fasan oder Hirsch, weil diese Futtermittel sehr selten eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Rind und Huhn, was häufig vorkommt.

    Auch bei BARF kann es natürlich zu Allergien kommen und dann gilt ähnliches. Wenn der Hund hauptsächlich Rind bekam und eine Allergie entwickelt, dann wird er vermutlich genau dagegen allergisch sein. Das ist aber alles nur eine Frage von Wahrscheinlichkeiten, natürlich können Hunde auch auf andere Zutaten reagieren.

    Der Hund ist von Natur aus darauf ausgerichtet, keine Kohlenhydrate zu benötigen. Demnach wird der Körper natürlich auch nicht übermäßig belastet, wenn der Hund keine aufnimmt und Glukose mittels Glukogenese herstellen muss. Das Problem bei der Verwertung von Eiweiß als Hauptenergieträger ist ein anderes. Das tritt bei grundsätzlichem Energiemangel auf.

    Mir sind keine Studien dazu bekannt, ob Kohlenhydrate in der Hundenahrung die Lebenserwartung verändern. Es gibt eine Studie, aus der hervorgeht, dass Fertigfutter die Lebenserwartung signifikant verkürzt. Warum das so ist, wurde aber nicht erforscht.

  23. Nadine Wolf sagt:

    Die Lebenserwartung hängt außerdem von vielen Faktoren ab. Menschen sind früher z. B. häufiger an Infektionskrankheiten gestorben, die man schlichtweg nicht behandeln konnte. Heute sind es eher die s. g. Zivilisationskrankheiten, die relevant sind. Und es gibt z. B. Theorien dazu, dass die heute betriebenen KH-Mast beim Menschen Diabetes auslöst (Stichwort Insulinresistenz). Nicht nur Übergewicht ist da ein Faktor. Es gibt da interessante Erkenntnisse. Seit z. B. in den USA in den 80er Jahren Fett verteufelt und als gefährlich eingestuft wurde, mieden die Menschen es in ihrer Nahrung und kompensierten es mit einer höheren KH-Aufnahme. Seitdem steigt das Gewicht der US-Bürger munter an… Und Diabetes Typ II ist ja heute kein primäres Problem eines hohen Alters mehr, sondern tritt gerade bei jungen Menschen immer häufiger auf. Das hat natürlich auch mit deren Übergewicht und Ernährung zu tun. Schon ein Glas Cola am Tag erhöht das Diabetes Risiko um über 20 %. Mahlzeit! 😉

    Wenn Dein Hund durch eine normale BARF-Ration (ohne zusätzliche Leckerlis etc.) immer weiter zugenommen hat, dann würde ich mal prüfen, ob da nicht eine Erkrankung vorliegt und würde außerdem schauen, ob der Hund jetzt energetisch tatsächlich genau so versorgt ist wie vor der Umstellung. Häufig führt eine KH-reiche Nahrung, die voluminöser erscheint, dazu, dass der Hundehalter insgesamt weniger Energie zuführt, weil die Portionen nicht mehr ganz so klein wirken. Auch haben manche Hunde einfach weniger Hunger.

  24. Anonym sagt:

    Die Ausführungen zu Allergien leuchten mir ein. Allerdings wird oft wie auch hier behauptet, das Hunde Hauptsächlich gegen Getreide allergisch sind oder Getreide Allergien auslösen soll. Zu dem Auslösen von Allergien gibt es soweit ich weiß keine Studien die dies belegen. Die Haupt Futtermittelallergien sind beim Hund in Deutschland aber wie schon gesagt Rind, Huhn, Ei und Milchprodukte, da leuchtet mir nicht ein warum gerade Getreide in diesem Fall negativ bewertet wird.
    Mein Hund bekommt jetzt mehr Energie als vorher beim BARF. Wie haben das Trockenfutter das wir sonst als Leckerchen verfüttert haben auf eine halbe Ration erhöht, der Unterschied war aber direkt innerhalb von einem Tag sichtbar, ein Vitamin oder Mineralstoffmangel hätte sich wohl eher über Wochen verbessert und nicht innerhalb eines Tages. Die BARF Ration hatte ich mit dem Futterrechner hier auf der Seite ohne Getreide berechnet.
    Die Ration insgesamt ist jetzt rein von der Optik sogar kleiner geworden! Der Hunger ist ebenfalls gleich geblieben. Als Beagle Besitzer ist man so oder so dem Hungerblick ausgesetzt und die Futterwaage ist unser bester Freund, hier wird nicht nach dem Hunger des Hundes gefüttert.
    In der USA werden Fette in der Fertignahrung durch Einfachzucker ersetzt die in großen Mengen Diabetes begünstigen können. Dies hat aber nichts mit Mehrfachzucker wie Stärke zu tun und kann überhaupt nicht verglichen werden. Der ständige Vergleich zum Menschen hinkt sowieso von vorn herein. Die WHO hat verarbeitetes Fleisch und rotes Fleisch für den Menschen als krebserregend eingestuft, wenn dies auch auf den Hund übertragen wird dürfte kein BARFer mehr rotes Fleisch füttern 😉 .
    Warum werden Zivilisationskrankheiten hier überhaut auf Kohlenhydrate zurückgeführt? Wenn du selber schreibst das es im Grunde keinen Vergleich gibt, da die Sterblichkeit oft an andren Ursachen lag.
    Wo liegt denn der Vorteil darin dem Hund keine Kohlenhydrate zur Bedarfsdeckung des Glucosebedarf zur Verfügung zu stellen? Die Gluconeogenese ist doch stark Energieaufwendig. Ich habe noch BARF Bücher gelesen die behaupten das die Energiegewinnung aus Proteinen für den Fleischfresser Hund kein Problem darstellt solang die Proteine aus hochwertigen Quellen stammen…Jetzt findet endlich ein Umdenken zu mehr Fett statt. Da fragt man sich schon ob in einigen Jahren nicht auch zu mehr Kohlenhydrate geraten wird.

  25. Nadine Wolf sagt:

    Ich habe dazu andere Informationen. Zutaten die beim Hund mit Futtermittelunverträglichkeiten in Verbindung gebracht werden (genannte Quelle von oben): Rind, Weizen, Milchprodukte (je 68 %), Lamm, Ei, Huhn, Soja (25 %). Aus diesem Grund steht oben im Text, dass Hunde häufig auf Getreide reagieren. In diesem Text geht es um Getreide und nicht um Rindfleisch oder Milchprodukte. Und im Text steht überhaupt gar nicht, dass Getreide Allergien auslösen soll. Dss ist etwas, was Du in den Text hineininterpretiert hast.

    Dennoch wird Getreide im Zusammenhang mit Allergien häufig negativ bewertet, weil die enthaltene Lektine die Dünndarmdarmzellen und die Mikroflora negativ beeinflussen – die Hauptursache für die Entstehung von Allergien. Rindfleisch enthält keine Stoffe, die die Dünndarmzellen schädigen und auf Milchprodukte reagieren Hunde vermutlich eher aufgrund ihrer Laktoseintoleranz mit Unverträglichkeiten.

    Ja, das ist normal. Wenn man kohlenhydratreich füttert, muss man ca. 15-25 % mehr Energie zuführen, damit der Hund sein Gewicht hält. Es scheint also unter dem Stricht keine große Rolle zu spielen, dass die Gluconeogenese Energie verbraucht.

    Diabetes wird nicht nur durch Einfachzucker begünstigt. Wir Menschen sind ja auch nicht dafür gemacht, dass wir uns KH-reich ernähren. Wir haben nur ein Hormon, was den Blutzuckerspiegel senkt, aber mindestens 3, die ihn erhöhen. Warum wohl? KH sind in der Natur einfach sehr knapp. Und Polysaccharide erhöhen den Blutzuckerspiegel ebenfalls, nur nicht so schnell. In jedem Fall muss bei der Aufnahme Insulin ausgeschüttet werden. Bei ständiger Zufuhr von KH steigt daher die Gefahr einer Insulinresistenz. Das ist ja bei Hunden und Katzen nicht anders.

    Ich hab mir die Studien der WHO noch nicht angesehen. Man müsste sich mal genau deren Aufbau ansehen. Es gibt ja auch Studien, die belegen, dass Vegetarier z. B. gesünder sind, weniger häufig an Krebs erkranken etc.. In diesen Studien werden dann aber meist schlanke Vegetarier, die sich von frischen Zutaten und viel Grünzeug ernähren mit Fleischessern verglichen, die dazu nur Pommes essen. Ich hab noch keine Studie gesehen, in der Fleischesser mit Vegetariern verglichen wurden, deren Speiseplan z. B. zu 40 % aus Gemüse, Obst, Nüssen, 40 % Fleisch und 10 % Getreide, Kartoffeln etc. bestand. Da wäre mal ein Vergleich interessant.

    Mehr Kohlenhydrate im Hundefutter haben einfach zu viele Nachteile, siehe Artikel oben. Man rät ja nicht allgemein zu mehr Fett, sondern die Barfer raten zu Fett und die Fertigfutterindustrie rät nach wie vor zu 50 % KH. Klar, ohne KH kann man keine kleinen braunen Kugeln mit hoher Marge pressen. 😉 Nicht der Hund braucht 50 % Getreide oder Kartoffeln im Futter, sondern die Industrie.

  26. Scrappy Cottage sagt:

    Hallo Nadine
    nun habe ich auch noch eine Frage als Neubarfer zum Thema Kohlehydrate (und Milchprodukte).

    Gerne möchte ich Möhre, meinem 2 Jährigen Goldie (derzeit 27,8kg, ich rechne aber wie mit 30kg da er ja ca 30 kg wiegen soll bzw zunehmen soll) auch zusätzlich Reis füttern, da er ein bißchen was auf die Rippen kriegen soll.
    Den Reis würde ich richtig weich verkochen lassen, damit er noch besser verträglich ist.
    Auch würde ich gerne Hüttenkäse oder Joghurt mit einbauen, da er dies besonders gerne frisst und es auch eine gute Eiweßquelle ist.

    Gehe ich jetzt nach der Barfregel 70/30 und 2,5 % (damit er ein bißchen zunimmt ahbe ich nicht die 2% genommen) komme ich auf täglich:
    750g Futter, davon tierisch 525g und pflanzlich 225g
    sprich 200g Muskelfleisch, 184g Pansen o Blättermagen, 53g Innereien, 79g Knochen/Knorpel, 169g Gemüse, 56g Obst, 8g Öl und 8g Calcium

    Wöchentlich hochgerechnet:
    5250g Futter, davon tierisch 3675g und pflanzlich 1575g
    sprich 1397g Muskelfleisch, 1286g Pansen o Blättermagen, 368g Innereien, 551g Knochen/Knorpel, 1181g Gemüse, 394g Obst, 53g Öl und 53g Calcium

    Nun frage ich mich nur wie kriege ich hier den Hüttenkäse und den Reis unter und was muss ich dafür weglassen?

    Das überfordert mich gerade doch etwas udn ich würde mich sehr freuen, hier einen Tipp von Dir zu bekommen.

    Ganz liebe Grüße

    Kerstin mit Möhre

  27. Anonym sagt:

    Hallo Nadine, in meinem Text habe ich auch nicht geschrieben, dass du behauptest das Getreide Allergien auslöst, sondern das dies allgemein oft behauptet wird. In deinem Text steht "von vielen Hunden aufgrund allergischer Reaktionen nicht vertragen werden". Allerdings gibts du zu, dass eine Allergie davon abhängt was der Hund zuvor hauptsächlich bekommen hat (eine Sache von Wahrscheinlichkeiten). Ich verstehe nicht warum Getreide im Vergleich zu anderen Futtermittel besonders negativ bewertet wird. Auch tritt eine Allergie gegen Getreide (in der genannten Quelle ist übrigens nur die Rede von Weizen, andere Getreidearten sind demnach gar nicht betroffen)im Vergleich zu anderen Nachrungsmittelallergien nicht gehäuft auf, im Gegenteil Allergien gegen bestimmte Fleischsorten/Eiweisquellen sind viel häufiger.
    Da verstehe ich wirklich nicht warum in deinem Artikel Getreide in Zusammenhang mit Allergien negativ bewertet wird. Zumal davon auszugegehen ist, dass die Allergien gegen Fleisch und Gemüsesorten in den nächsten Jahren zunehmen werden wenn immer mehr BARF füttern (die Wahrscheinlichkeit für Allergien wird aufgrund der vermehrten Fütterung erhöht). Hunde die auf Milcheiweis allergisch sind, sind übrigens auch auf Käse allergisch, der kaum Milchzucker enthält, es sind die tierischen Eiweiße auf die der Körper reagiert, nicht der Milchzucker.

    Bitte nenne mir eine Quelle die belegt, dass langkettige Kohlenhydrate Diabetes begünstiegen. Meines wissens gibt es dafür keine Belege sondern nur Vermutungen.
    Das Helmholz Institut München schreibt sogar (www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de), dass Menschen mit hohem Fleischkonsum ein erhöhtes Risiko haben an Diabetes zu erkranken und das eine hohe Ballaststoffaufnahme etwa aus Getreideprodukten, Obst und Gemüse vor Diabetes schützen kann!
    Vollkorn-Getreideprodukte werden im Zusammenhang mit Diabetes also sogar positiv bewertet.
    In der Von dir beschribenen (Post 24.11.15) Auffälligkeiten in der USA wurden Fette in fettarmen Produkten durch Zucker ersetzt, nicht durch langkettige Kohlenhydrate wie Stärke!
    Du schreibst, dass auch die gabe von Kohlenhydraten zur Ausschüttung von Insulin führt und dies die Wahrscheinlichkeit einen Diabetes zu entwickeln erhöht weil sich eine Insulinresistenz bildet.
    Soweit ich weiß ist dies nicht der Fall, die genaue Ursache der Insulinresitenz ist noch nicht geklärt. Risikofaktoren die bis jetzt bekannt sind, sind erbliche Faktoren, Übergewicht, vor allem in Form von Bauchfett, sowie Bewegungsmangel.

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