Ernährungsberatung – braucht man das?

Informationen über BARF

Es ist immer schwierig, einen sachlichen und objektiven Beitrag über das eigene Tätigkeitsfeld zu schreiben. Ich versuche es dennoch.

Viele Tierhalter, die sich für BARF interessieren, werden mit der Frage konfrontiert, ob sie nun einen Ernährungsberater mit einer Futterplanerstellung beauftragen sollten oder nicht. Für die einen ist das nämlich reine Geldverschwendung, andere sind sich einig, dass es ohne professionell erstellten Plan keine Chance gibt, den eigenen Hund gesund zu ernähren.

Ob das wirklich notwendig ist, kann man nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Wie so oft im Leben, kommt es auf die Umstände an.

Was beinhaltet Ernährungsberatung überhaupt?

Was macht eigentlich so ein Ernährungsberater? Was kann man als Kunde erwarten? Und warum weichen die Preise so extrem ab?

Ernährungsberatung reicht im Prinzip von einfachen Tipps zur Ernährung bis hin zur kompletten und umfassenden Begleitung im Falle von Erkrankungen. Es gibt kein klar definiertes Beratungspaket, was man als Kunde erwarten kann. Deswegen variieren Umfang, Qualität und Preis der Leistung sehr stark.

Meiner Meinung nach beinhaltet eine professionelle Ernährungsberatung folgende Punkte:

  • Gründliche Anamnese (Erhebung aller relevanten Daten zum Tier: z. B. Gewicht, Größe, Alter, Horomonstatus, Bewegung pro Tag, bisheriges Futter, Kotkonsistenz, Unverträglichkeiten, etwaige Krankheiten)
  • Erfragung der Halterpräferenzen (Häufigkeit der Fütterung, gewünschte Zusätze, Fleischsorten, mit Fastentag, ohne Fastentag etc.)
  • Erstellung des Futterplans (Basisgerüst, Beispielplan), basierend auf den Angaben mit Nennung von etwaigen Nahrungsergänzungsmitteln verschiedener Anbieter
  • Bereitstellung von Zusatzinformationen zur Umstellung, Warnung vor Gefahren, Erläuterung des Vorgehens, Auflistung der Futtermittel, Erläuterung wichtiger Informationen (z. B. Wichtigkeit des Fettgehalts in der Nahrung) etc.
  • Beantwortung von Fragen zum Futterplan

Dieser Prozess nimmt in meiner Beratung mindestens 2–3 h Zeitaufwand in Anspruch. Die Informationen müssen ausgewertet, der Plan berechnet und angepasst und die Fragen des Halters müssen beantwortet werden etc. Je komplexer der Fall, desto mehr Aufwand. Mit manchen Kunden telefoniert man allein eine Stunde, um Unklarheiten abzuklären. Das alles kostet natürlich Zeit und kann nicht mal eben Tür und Angel gemacht werden.

Ein einfacher Futterplan, auf einer einzigen A4-Seite ohne Sonderwünsche des Kunden und Erläuterungen, kann auf Knopfdruck in 5 Minuten erstellt werden. Der Rest kostet einfach sehr viel Zeit. Und weil nicht jeder Ernährungsberater alle Punkte erfüllt, schwanken auch die Preise so extrem. Am Markt ist zwischen kostenlos, über 25 Euro bis hin zu 180 Euro quasi alles zu finden.

Die Qualität der Futterpläne unterscheidet sich in der Praxis ebenfalls extrem. Ich habe schon s. g. BARF-Pläne für 50­–150 Euro gesehen, die in etwa so aussahen (dieser Plan des Grauens ist ein Beispiel, das zeigt, wie man es nicht macht):

Mehr nicht! Keine Erläuterungen, keine Hinweise, keine konkreten Futtermittel. Dafür künstliche Zusätze, jede Menge Pflanzenöl und Kohlenhydratlieferanten. Das ist kein BARF-Plan, sondern ein teurer Pseudo-BARF-Plan. Pläne in der Art habe ich immer wieder zur Überprüfung auf dem Tisch… Ein BARF-Anfänger könnte mit diesem Plan nicht wirklich viel anfangen, denn es fehlen sämtliche Hinweise, die es zu beachten gilt.

Auf der anderen Seite habe ich auch wirklich gute Pläne für 20 Euro gesehen, an denen es nichts, rein gar nichts auszusetzen gab. Vermutlich muss der Ersteller in dem Fall aber nicht von seiner Tätigkeit als Ernährungsberater leben, sondern macht das zum Spaß. So wie ich das jahrelang gemacht habe.

Wer sich also mit dem Gedanken trägt, sich beraten zu lassen, sollte sich ganz genau überlegen, was er erwartet und wie viel Geld er ausgeben möchte. In diesem Fall hilft es oft, sich eine Leistungsübersicht des Beraters zuschicken zu lassen oder Freunde und Bekannte nach Erfahrungen und Empfehlungen zu fragen.

Nicht immer ist preiswert schlecht und teuer gut. Allerdings kann man selten für sehr wenig Geld sehr viele Informationen und Hilfestellungen erwarten. Wer einen umfassenden Plan haben möchte, muss damit rechnen, dass dessen Erstellung viel Zeit kostet, die zu vergüten ist. Leute, die Geld mit ihrem Job verdienen müssen, können nicht kostenlos arbeiten. Das ist in anderen Berufen auch so: Schließlich erwartet auch niemand, eine 2–3-stündige Arbeitsleistung beim Frisör, Kfz-Meister oder Rechtsanwalt gratis oder für 10 Euro zu erhalten …  Wer sich mit weniger umfangreichen Informationen zufrieden gibt und sich lieber noch selbst informiert, kann natürlich Geld sparen.

So findet man z. B. in Foren oder Facebook-Gruppen gratis Hilfe, wobei dort in der Regel erwartet wird, dass man sich vorher grundlegend informiert. Auch manche BARF-Shops bieten z. B. kostenlose Basispläne an und beraten natürlich auch (in dem Fall sollte man übrigens dann auch dort kaufen – nicht die kostenlose Beratung abstauben und im Internet bestellen – das gehört sich nicht!). Allerdings bleibt verständlicherweise während des Verkaufs nicht die Zeit, wirklich alles zu erzählen, was man über BARF wissen muss. Außerdem ist die Beratung nicht immer gut oder sinnvoll, es gibt auch genug erschreckende Falschberatungen. (O-Ton aus gruseligen BARF-Shop-Beratungen: “Fett brauchen Sie nicht zu füttern.”, “Innereien sind gefährlich”, “Ja, Sie brauchen unbedingt diese 10 Zusätze, anders geht BARF nicht.”) Sich in einem guten Shop beraten zu lassen, ist aber sicher ein Anfang, um sich zu informieren, aber es ist dann meistens notwendig, sich zusätzlich noch zum Thema einzulesen.

Und da sind wir auch schon bei der Frage für wen eine professionelle Beratung sich eigentlich gar nicht eignet…

Wer braucht keine Ernährungsberatung?

Vermutlich schneide ich mir nun mit den folgenden Sätzen ins eigene Fleisch, denn für mich stellt die Ernährungsberatung tatsächlich einen Teil meines Einkommens dar. Aber man muss Kunden auch ehrlich beraten und es ist so: Nicht jeder braucht einen Futterplan. Die meisten Leute kommen gut ohne zurecht. Das ist Fakt. Es kommt nicht selten vor, dass ich Interessenten von einer Beratung abrate, weil ich den Eindruck habe, dass der Tierhalter sich bereits selbst umfangreich informiert hat. Wozu soll jemand beraten werden, der das alles schon weiß?

Ich gebe zu, ich habe mir nie einen Plan erstellen lassen. Aber ich hatte Zeit und Lust, mich mit dem Thema zu befassen. Nachdem ich beschlossen hatte, zu barfen, habe ich erst im Internet und in Büchern gelesen, habe dann einen Futterplan selbst berechnet und ihn dann ganz stolz in ein Forum gestellt, wo er erstmal verbessert wurde. Danach habe ich dann vorsichtshalber noch alle Beiträge in dem Forum gelesen, hab dort Fragen gestellt, stundenlang über das Ca:P-Verhältnis debattiert und habe nach einem passenden BARF-Shop für mich gesucht. Das hat sehr viel Zeit gekostet, wirklich sehr sehr viel Zeit. Jeder weiß, wie schnell man Stunden in Foren oder Blogs „vertrödeln“ kann…Zeit ist Geld! Das darf man nicht vergessen. In all den Stunden hätte ich auch arbeiten und Geld verdienen können 😉

Wer sich zum Thema BARF belesen will, wird schnell merken, dass es sehr viele, auch widersprüchliche, Informationen gibt und man erst einmal herausfiltern muss, was nun richtig ist und was nicht. Mir hat das nichts ausgemacht, denn das Thema war sehr spannend und ich habe diese Zeit nicht als „Opfer“ gesehen, sondern als Gewinn, auch wenn es ein Zeitfresser war. Aber ich war Studentin und hatte Zeit und es war mein neuer Freizeitspaß, mein leidenschaftliches Hobby und mittlerweile ist es mein Job.

Wer sich also für solche Themen interessiert, sich gern allein an Neues heranwagt und der auch die Zeit dafür hat, der braucht keinen Futterplan vom Profi. Nein, auch nicht für einen Welpen. Nein, auch nicht für einen großwüchsigen. Nein, wirklich nicht. BARF ist ja keine Wissenschaft. Es ist einfach. Man muss nur die Regeln kennen und umsetzen. Was die Sache zeitaufwändig macht, ist das Herausfiltern von nutzlosen oder falschen Informationen, die eigene Unsicherheit zu überwinden oder das Diskutieren in irgendwelchen Foren…

Mit etwas Selbstvertrauen, passender Literatur (Internet, Bücher) und genug Zeit kann man sich das alles selbst zusammensuchen. Oder man lässt sich von Freunden oder in Foren helfen. Aber man muss sich die Zeit nehmen und auch Lust dazu haben.

Für wen ist Ernährungsberatung geeignet?

Nicht jeder ist so gestrickt und lernt gerne neue Themengebiete auf eigene Faust kennen. Viele Leute sind genervt von Foren oder haben einfach zwei Kinder, einen Job und noch den Hundesport. Und deswegen gibt es eben für jene, die nicht die Muße haben oder auch die, die sehr unsicher sind und einfach etwas Halt haben möchten, die professionelle Futterplanberatung.

Wer also keine Zeit hat, erst einmal 60 Stunden lang alles mögliche zu lesen und sich dabei zu verzetteln, oder dem das einfach zu aufwändig ist, bei den Informationen im Internet oder selbst in den Büchern Spreu von Weizen zu trennen oder dem das Thema nicht wirklich liegt, der ist mit einer professionellen Ernährungsberatung gut bedient. Auch Tierhaltern, die sehr viel Angst davor haben, Fehler zu machen, ist mit einem Berater an der Seite geholfen. Man bekommt eben im Idealfall alle Informationen schön auf 10 Seiten zusammengefasst aufbereitet und muss nur noch losfüttern. Der Berater erspart das stundenlange Recherchieren und gibt Sicherheit.

Relevant wird die Ernährungsberatung aber vor allem dann, wenn das Tier krank ist und begleitend zur Therapie durch den Tierarzt oder Tierheilpraktiker eine spezielle Diät notwendig ist. Nicht selten kommt es vor, dass „hoffnungslose“ Fälle mit dauerhaften Durchfall oder anderen Problemen als letzte Hoffnung beim Ernährungsberater landen und der es tatsächlich schafft, dem Tier mit einem guten Futterplan zu helfen.

Auch diese Dinge kann man sich mit entsprechendem Interesse alle selbst anlesen. Aber auch das kostet Zeit und in dem Fall dann auch Geld. Dann ist fundiertes Wissen und Erfahrung notwendig. Sich dieses Wissen anzueignen, ist aufwändig. Weiterbildungen, Seminare und Fachliteratur sind unerlässlich, denn ab einem bestimmten Punkt helfen das Internet und Foren nicht weiter. Gerade wenn es um Krankheiten geht, muss man etwas gründlicher recherchieren. Ich habe z. B. über die Jahre ungefähr 300 Bücher über Ernährung, Erkrankungen, Anatomie und Physiologie von Hunden und Katzen gesammelt, besuche immer wieder Fortbildungen und lese Studien. Und manche dieser Bücher und Kurse sind wirklich teuer… Aber was soll´s? Das gehört nun einmal dazu.

Wie finde ich einen guten Ernährungsberater?

Wenn es denn ein Berater sein soll, so muss überlegt werden, wo man denn einen passenden findet. Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn es gibt keine zentrale Stelle, die irgendeine Form von Prüfung durchführt.

Der Beruf des Ernährungsberaters ist nicht geschützt. So kann sich jeder so nennen, auch wenn überhaupt gar kein Wissen oder keine adäquate Ausbildung zu Grunde liegen. Der Kunde steht also vor dem Problem, wem er vertrauen soll und welche Anhaltspunkte er nutzen kann. Leider ist selbst das Prädikat Tierarzt oder Tierheilpraktiker kein Garant für eine solide Kenntnisse im Bereich Ernährung oder auch Diätetik und vor allem nicht in Bezug auf BARF (siehe dieser Artikel).

Es bleibt also nur, sich zu informieren, welche Art der Weiterbildung der Berater gemacht hat (es gibt von Wochenendkursen bis hin zur umfangreichen Ausbildung alles). Wichtig ist auch, dass es bei dieser Ausbildung dann auch wirklich um BARF geht und nicht um Pseudo-BARF. Was nützt eine 3-jährige Intensivfortbildung zum Thema Ernährung, wenn BARF nur am Rande erwähnt wird und sich sonst die ganze Zeit alles um Fertigfutter dreht?

Empfehlungen von Freunden und Bekannten sind natürlich ebenfalls eine gute Möglichkeit, einen geeigneten Berater zu finden. Ansonsten ist es so wie bei allen Beratern… es gibt gute und schlechte 😉

 

7 Meinungen zu “Ernährungsberatung – braucht man das?

  1. Tomas sagt:

    Toller Beitrag. Leider gibt es vor allem im Internet viele Leute, die sich als Experten oder Berater ausgeben, jedoch kaum ein Fachwissen in diesem Bereich haben. Auf guten Blogs wie diesem lernt man zudem meistens mehr, als von den möchtegern Experten.

    Schöne Grüße Tomas

  2. Andrea Priebe sagt:

    Hallo Nadine,
    ich habe diese Woche den Barfrechner für 9.90€ bestellt und hatte gar keine grossen Erwartungen.Und: Ich bin begeistert!! Vielen lieben Dank!! Endlich fühle ich mich sicher.Bald werde ich mir einen grossen Futterplan erstellen lassen.
    Nur eine Frage hätte ich, wenn ich darf.
    Enya bekommt einmal die Woche NaturaVetal Trockenfutter, wie rechne ich das denn ein?
    Viele liebe Grüsse, Andrea

  3. Anke sagt:

    Hallo und Guten Tag,
    wir haben einen Neufundläbder Welpen, dieser ist 14 Wochen alt. Er kratzt und beißt sich sehr oft , wir haben ein Spot on Advocate schon benutzt und auch von Frau Dr. Ziegler aus Österreich Acarid Milbenspray wird einmal täglich aufgetragen. Es tritt keine große Besserung ein leider. Er wird nach dem Barfplan für Welpen gefüttert mit 4 Mahlzeiten pro Tag. Nur Rind und Fisch und Knochen sind gewolft vom Huhn oder Hühnerhälse, auch alle Zusatzstoffe wie Seealgen und auch Öl und das Ei bekommt er . Am WE hat es noch aus unserem Restbestand von Doggie Pack fertige Würste erhalten und es war viel ruhiger hat nicht mehr so gehechelt. Nun denke ich das er von meiner Zusammenstellung nicht gut vertägt ?

  4. Pingback: Warum eigentlich Ernährungsberatung? – Roh & Munter

  5. Rene sagt:

    Liebes Forum,
    ich habe eine Frage.

    Ich möchte gerne Ernährungsberater studieren, bin aber an meinen Wohnort (eher ländlich) gebunden. Ich habe aber gelesen, dass man für den Ernährungsberater keinen NC benötigt und das im Fernstudium geht (Quelle: https://janpa.eu/ernahrungsberater-fernstudium/) – kann ich trotzdem Ernährungsberater werden?
    Ist das Fernstudium sinnvoll?

    Freue mich auf eure Antworten!
    Servus
    René

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